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war, alles was er sah, recht genau zu beobachten, erzählt uns fol—
gende Geschichte:
„Ich befand mich nicht recht wohl und blieb deshalb des Morgens
eine Stunde länger im Bette als gewöhnlich, indem ich mich mit Lesen
unterhielt. Auf einmal höre ich etwas in der Ecke meinem Bette gegen—
über rascheln. Ich blicke hin und sehe eine junge Ratte und dann noch
eine aus einem Loche hervorkommen. Erst schritten sie ganz vorsichtig
weiter und sahen sich mit ihren glänzenden Augen nach allen Seiten
um. Als sie sich sicher glaubten, liefen sie in dem Zimmer umher und
suchten, ob sie etwas Eßbares fänden. Es lagen wirklich Brot- und
Weckkrumen umher, und ich erwartete, daß sie diese vor meinen Augen
verzehren würden. Allein dies geschah nicht, sie liefen vielmehr eifrig
in ihre Höhle zurück. Ich dachte anfangs, sie hätten mich bemerkt und
wären deshalb entflohen, allein auch hierin hatte ich mich getäuscht.
Nach wenigen Augenblicken kamen sie wieder, aber nicht allein, sondern
in Begleitung einer viel größeren und offenbar alten Ratte, welche sie
durch Stoßen und Ziehen aus dem Loche und an den Platz brachten,
wo die Krumen lagen. Ich wußte gar nicht, was dies bedeuten sollte,
bis ich endlich bemerkte, daß die alte Ratte blind war. Denn ich sah,
daß sie nach den Krumen hin tastete, bis sie eine erreichte, und da ihr
auch das Laufen beschwerlich zu werden schien, so brachten ihr die
Jungen die Bröckchen ganz in die Nähe, ohne selbst das Geringste
davon zu fressen. Ich hätte gern von meinem Frühstücke, das vor mir
stand, noch etwas für die blinde Alte hinzugefügt, wenn ich nicht ge—
fürchtet hätte, die brave Rattenfamilie zu verjagen. Allein ich war
wahrhaft gerührt von der kindlichen Zärtlichkeit der jungen Thiere,
welche mehr für ihre hilflose Mutter thaten als viele Menschen. Wenn
alle Ratten so gesinnt sind wie diese beiden, dann gilt bei ihnen nicht
das Sprichwort, welches den Menschen zur Schande gereicht: „Ein
Vater kann eher zehn Kinder ernähren als zehn Kinder einen Vater.“
Curtman.
13. Der Prühling.
MMun ist er wiedergekommen, der sohone Brlinq mit seinen
Qeudenl Die hello Sonne lein uir mr auf die verjungte Erdoe.
Der Himmel promgt im blauen Rleide. Die Baume legen ihr
grunes GQeuwand an und geben uns vwνναν Schatten. Das
Gras prosst au der Moese. Das Vellehen vohliosst vp u