Full text: Lehrreiche und anmuthige Erzählungen aus der brandenburgisch-preußischen Geschichte

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und noch mehr waren gefangen. 66 Kanonen und über 70 Fahnen 
hatte man erbeutet. Die Oesterreicher flohen in wilder Hast nach 
Böhmen. Als Maria Theresia diese Nachricht erhielt, erschrak sie 
zwar, aber verzagte nicht. Sie sagte, sie wolle lieber den Rock 
vom Leibe, als Schlesien von ihren Staaten missen. Abermals 
rüstete sie ein Heer aus, und bei Sorr standen 40,000 Oester¬ 
reicher gegen 18,000 Preußen. Wieder kämpfte man fünf Stunden, 
und wieder wurden die Oesterreicher auf's Haupt geschlagen. Sie 
flohen erschrocken in die böhmischen Gebirge. 
Je mehr diese Niederlagen die junge Kaisertochter demüthigten, 
desto starrsinniger wurde sie. Sie verband sich mit dem Kurfürsten 
von Sachsen und beschloß, den Preußen das schöne Schlesien abzu¬ 
nehmen, es koste, was es wolle. Um dies ganz sicher auszuführen, 
wurde ein schlauer Anschlag ersonnen. Oesterreicher und Sachsen 
wollten sich vereinigen, mit großer Heeresmacht mitten im Winter 
gerade auf Berlin losgehen und dort den König zum schimpflichen 
Frieden zwingen. Friedrich war in Berlin, als er dies erfuhr. 
Wie ein Sturmwind brach er los. Dem alten Dessauer befahl er, 
mit seinen Soldaten in Sachsen einzufallen, er selbst ging nach 
Schlesien und marschirte Tag und Nacht, um von dorther auch 
schnell nach Sachsen zu kommen. Am 15. December rückte er in 
Meißen an der Elbe ein. Kaum war er hier, als man plötzlich 
schrie, der ganze Himmel in der Gegend von Dresden stehe in 
Feuer und man höre das Krachen der Kanonen. Den König über¬ 
fiel eine entsetzliche Angst. Sorgenvoll ritt er auf der Dresdener 
Straße hin und her, da sprengte gegen Abend ein preußischer Ofsi- 
cier heran und berichtete: der Fürst von Dessau hat bei Kessels¬ 
dorf die Feinde völlig geschlagen, viele Tausende gefangen gemacht 
und 48 Kanonen erbeutet. Welch eine Freude für Friedrich! Am 
folgenden Tage zog er in Dresden ein. Der Feinde Muth war 
hin. Schon am 25. December schloß man zu Dresden Frieden. 
Preußen behielt Schlesien und bekam noch von Sachsen eine Mil¬ 
lion Thaler als Kriegskosten. 
Der siebenjährige Krieg. 
Eurer Fünfe sollen Hundert jagen, und Eurer 
Hundert sollen zehn Tausend schlagen. 
28. Das erste Jahr des siebenjährigen Krieges. 
Maria Theresia hatte nur aus Noth Schlesien abgetreten. 
Heimlich schmiedete sie Plane, wie sie das schöne Land wieder¬ 
gewinne. Und nur zu gut gelang es ihr, ein Bündniß gegen 
Friedrich zu Stande zu bringen. Zuerst verband sie sich mit der
	        
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