Full text: Geschichte der neueren Zeit (Abth. 3)

Zeitalter der Revolution. 
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gebeutet wurde; auch Genua erfuhr dies Schicksal und mußte sich als 
ligurische Republik in eine demokratische Verfassung stecken lassen. Ligurische 
Das deutsche Reich wurde verurtheilt, die weltlichen Herren, welche Republik, 
auf dem linken Rheinufer ihre Herrschaften an die französische Repu¬ 
blik verloren hatten, auf dem rechten auf Kosten der geistlichen Herren 
zu entschädigen, welches Geschäft auf dem Kongresse zu Rastatt Der Rastat¬ 
reguliert werden sollte. ter 0rtörc^ 
§ 331. General Bonaparte war wunderschnell der erste Mann 
Europas geworden; auf ihn setzte das französische Volk um so mehr 
seine Hoffnungen, als die neue Verfassung sich noch weniger be¬ 
währte als die früheren. Nach dem Sturze der Schreckensmäuner und 
nach blutigen Kämpfen in Paris, welche theils durch den Pöbel, 
theils durch den nicht republikanisch gesinnten Theil der Bürgerschaft 
veranlaßt wurden, erhielt nämlich Frankreich im Oktober 1795 seine 
dritte Verfassung: die gesetzgebende Gewalt wurde einem Rathe 
der Alten von 250 und einem Rathe der 500 übergeben, die 
Regierungsgewalt aber fünf Direktoren, welche mit Ausnahme Kar- Das Dirck- 
nots unfähige oder unwürdige Männer waren. Nur Bonapartes ^onum. 
Siege und die ungeheuren Summen, die er nach Frankreich senden 
konnte, fristeten den Bestand des Direktoriums. 
polrn zum zweiten- und drittenmalc gethkilt (1795). 
§ 332. Als Katharina II. und Joseph II. ihre Kräfte im Kriege 
gegen die Türken erschöpften und Preußen sich gegen Polen freundlich 
zeigte, raffte sich der polnische Ade! in seiner Mehrheit auf und 
gab dem Lande eine ächt konstitutionelle Verfassung. Gegen dieselbe Die Verfas- 
schloß eine Adelspartei am 14. Mai 1792 eine Konföderation 
Targowicze und gab dadurch der russischen Kaiserin den Vorwand 
„zum Schutze der Freiheit der polnischen Republik" ein Heer in Po¬ 
len einmarschieren zu lassen. Preußen verbündete sich mit Rußland, 
als ihm Polen nicht freiwillig Danzig und Thorn abtrat, und theilte 
mit Rußland in der Weise, daß 4500 O Meilen an Rußland, gegen 
1000 aber an Preußen fallen sollten (22. Juli 1793). 
8 333. Allein im Frühjahre 1794 erhob sich Polen unter der 
Anführung des Thaddäus KoSciusko; die russische Besatzung m Finis Poio- 
Warschau wurde durch einen mörderischen Kampf aus der Stadt ge- niae- 
worfen (17. und 18. April), einzelne Vortheile im Felde erfochten, die 
Preußen zur Aufhebung der Belagerung von Warschau gezwungen, 
doch am 10. Oktober wurde Kosciusko bei Macziewice geschlagen 
und gefangen, am 4. November Prag a von Suwarow erstürmt, 
Warschau zur Uebergabe gezwungen und Polens Schicksal entschie¬ 
den. Es wurde von den drei Mächten abermals getheilt, so daß Ruß- 24. Oktober 
land von dem ehemaligen Staate Polen etwa 9000, Preußen 1795> 
2700, Oesterreich 2200 HI Meilen, mit 6, 3 und 4 Millionen 
Menschen erhielt. 
Kurland russisch (1. März 1795). 
8 334. Katharina II. nahm auch die Unterwerfung Kurlands 
an, dessen letzter Herzog Peter Biron wie Polens letzter König 
Stanislaus Poniatowski als Pensionär in Petersburg lebte. Die Kaiserin
	        
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