Full text: Geschichte der neueren Zeit (Abth. 3)

Das Soldatenkaiserthum. 141 
als eine „freie Stadt« mit einer französischen Besatzung versehen 
hatte. 
Russische Eroberungen (1808-1812). Lernadotte, Lronp'rin) von Schweden 
(1810). 
§ 369. Hauptsächlich um der russischen Allianz willen stellte 
Napoleon Polen nicht wieder her und ließ dem Kaiser Alexander freie 
Hand gegen Schweden und die Türkei. Der schwedische König 
Gustav IV. war Napoleons erbitterter Feind und bekämpfte ihn auch 
1807 im Bunde mit Rußland und Preußen, verlor aber dafür Stral¬ 
sund nebst Rügen. Alexanders!. Aufforderung den englischen Schiffen 
die schwedischen Häfen zu verschließen, wies er zurück und wurde dafür 
mit Krieg überzogen. Einzelne schwedische Abtheilungen schlugen sich 
in Finnland vortrefflich gegen die russische Uebermacht, allein Verrath 
und Meuterei, von schwedischen Oberossizieren angestiftet, vereitelten 
jeden Erfolg; der Admiral Graf von Kronstedt überlieferte sogar 
das starke Sweaborg mit der schwedischen Flotte den Russen. Gu¬ 
stav IV. wollte von keinem Frieden etwas wissen, war aber auch nicht 
im Stande den Krieg zu leiten, und wurde am 13. März 1808 durch 
eine unblutige Revolution sammt seinem Geschlechte gestürzt und ver¬ 
bannt. Sein kinderloser Oheim ließ sich als Karl XIII. von dem 
Reichstage die Krone übertragen und trat im Frieden Finnland und 
Ostbothnien bis an dieTornea sammt den Alandsinseln an Ru߬ 
land ab. Als der von ihm adoptierte Prinz August von Holstein- 
Augustenburg (im Mai 1810) starb, adoptierte Karl XIII. den 
französischen Marschall Bernadolte als Kronprinzen Karl Johann, 
der aber im Interesse Schwedens bald eine Napoleon feindselige Politik 
einschlug und sich 1812 insgeheim mit England und Rußland verbündete. 
Der russische IcldMg (1812). 
§ 370. Kaiser Alexander I. bekriegte 1809 bis 1812 die Tür¬ 
ken ohne besonderes Glück, behielt jedoch in dem von England ver¬ 
mittelten Frieden zu Bukarest das Gebiet zwischen Dniester und 28. Mar 
Pruth, so daß die russische Gränze die untere Donau und deren Mün- ^12. 
düngen erreichte. Er hatte mit England und Schweden, welchem 
Norwegen zugesichert wurde, Bündnisse gegen Napoleon geschlossen, weck 
durch die Hemmung des Verkehrs mit England der wichtigste Theil der 
russischen Ausfuhr brach gelegt war, hauptsächlich jedoch in der Ueber- 
zeugung, daß Napoleon auch die russische Macht zu brechen gedenke 
und niemals die Herrschaft über Europa mit Rußland theilen werde. 
Dem französischen Kaiser war der Bruch nicht unwillkommen; er sam¬ 
melte ein Heer von wenigstens 500,000 Mann, das schönste und tüch¬ 
tigste, welches bisher die Welt gesehen, aus Franzosen, Italienern, Polen, 
den Kontingenten der Rheinbundsfürsten, den entführten Spaniern und 
Portugiesen bestehend, zu welchem Oesterreich 30,000, Preußen 20,000 
Mann stoßen ließ, welche beide Mächte sich einem Bündnisse mit Na¬ 
poleon nicht entziehen durften. 
Z 371. Vom 21.—25. Juni marschierte die Hauptmasse unter Na¬ 
poleon über den Niemen und drang gegen das Herz des russischen 
Reiches vor, während Makdonald sich mit 40,000 Mann, darunter die
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.