Full text: Geschichte der neueren Zeit (Abth. 3)

Nachwort. 
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behielten ihre alten Gränzen, England die jonischen Inseln, 
Malta und Helgoland. Außer Posen, welches Preußen, Gali¬ 
zien, das Oesterreich zurückgegeben, und Krakau, welches mit einem 
Gebiete von 20 >D Meilen zur Republik umgeschaffen wurde, behaup¬ 
tete Rußland ganz Polen, und bildete aus dem kleinern Theile 
ein sogenanntes Königreich Polen mit konstitutioneller Verfassung. 
Nachwort. 
§ 384. Seit 1815 hat Europa zwar manche Erschütterung er¬ 
fahren, doch blieb das damals gegründete Machtverhältniß der 
großen Staaten im wesentlichen unverändert und Europa von einem 
allgemeinen Kriege verschont, daher konnte die neue Kultur eine 
Thätigkeit entfalten, die einst in der Geschichte als Epoche machend 
ausgezeichnet sein wird. Denn noch niemals hat eine so große An¬ 
zahl auserlesener Männer stch der Forschung auf jedem Gebiete des 
Wissens gewidmet, niemals sind ihnen so viele Mittel zu Gebote ge¬ 
standen, niemals haben ihre Leistungen solche Anerkennung gefunden und 
sind so schnell in das Leben eingeführt worden, als heutzutage geschieht. 
Die Nationen wetteifern mit einander, doch haben die Deutschen, Wissenschaf- 
Engländer und Franzosen die meisten Erfolge aufzuzählen. Die ten. 
Deutschen stnd entschieden Meister auf dem Gebiete der sogenannten 
Schulwissenschaften: der Theologie, Philosophie, der Philologie 
(der wissenschaftlichen Kenntniß des klassischen Alterthums); die histo¬ 
rische Sprachlehre und die vergleichende Sprachwissen¬ 
schaft ist eigentlich ihr Werk (I. Grimm, Bopp, W. v. Humboldt), das 
den Forschungen in der Urgeschichte eine Bahn eröffnete. Den eigentlichen 
Stolz unserer Zeit bildeten aber die Eroberungen des denkenden Geistes 
im weiten Reiche der Naturwissenschaften, wo die Chemie die 
größten Entdeckungen feiert (Davy, Berzelius, Gay Lussak, Thenard, 
Dumas, Pelletier, Mitscherlich, Döbereiner, Wöhler, Liebig). Im 
Gegensätze zu früheren Zeiten herrscht jetzt das Streben vor, die Er¬ 
gebnisse z. B. physikalischer und chemischer Forschungen für das Leben 
nutzbar zu machen, sie praktisch anzuwenden; man will für das Leben 
erfinden und denken, daher auch jedes Gewerbe, vom Landbau bis zur 
feinsten Kunstarbeit, die Einwirkung der Wissenschaft empfindet und 
aufnimmt. Von unermeßlicher Wichtigkeit ist die Dampfmaschine Dampfma- 
geworden (Boulton und Watt), denn der Dampf verrichtet jetzt die Wne. 
Arbeit von Millionen Menschen- und Thierkräften und hat der euro¬ 
päischen Industrie die Weltherrschaft erworben. Das Dampfschiff 
(R. Fulton) erleichtert das Besahren der Ströme gegen ihren Lauf 
und gibt diesen Naturstraßen ihre volle Bedeutung, es macht es mög¬ 
lich ohne Wind und selbst gegen ihn den Ocean zu durchschneiden, er¬ 
leichtert und beschleunigt dadurch den Verkehr der Erdtheile ver¬ 
mittelst der Oceane (erste Fahrt nach Amerika von England 1838). 
Dagegen befördert der Dampswagen auf der eisenbeschienten Straße 
mit Windesschnelle ungeheure Lasten, beschleunigt und vervielfacht den
	        
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