Full text: Geschichte der neueren Zeit (Abth. 3)

Die Reformation in Deutschland. 
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nicht durch Schrift und Predigt zu befehden, so sprach doch Luther sein 
Verdammungsurtheil über die Zwinglische Lehre öffentlich und in den 
härtesten Worten aus. 
Erster Kappcler Krieg und Friede (1528). 
K 37. Die vier kleineren Orte (Uri, Schwyz, Unterwalden, Zug) 
schloßen unter sich und später auch mit des Kaisers Bruder Ferdinand 
einen Bund, die reformierten einen evangelischen und hatten ihren Der Fer- 
Rückhalt an dem französischen König. Schon 1528 zogen beide Theile Bund, 
mit ihren Bannern aus, die schwächeren Katholiken willigten aber bei 
Kappel gerne ein, für den Frieden den ferdinandischen Bundesbrief 
herauszugeben und öffentlich verbrennen zu lassen, so wie daß in den 
gemeinsamen Vogteien die Gemeinden durch das Handmehr über die 
in Zukunft allein gütige Religion entscheiden sollten. 
Zweiter Aappeter Krieg und Friede (1531). 
8 38. Dieser Kappeler Friede dauerte aber nicht lange; die Re¬ 
formierten hoben in den gemeinschaftlichen Vogteien die Klöster auf, 
Zürich und Glarus, die mit Luzern und Schwyz Schirmorte 
des Klosters St. Gallen waren, verkauften dasselbe an die Stadt 
St. Gallen, und die katholischen Orte wurden zu allem hin aufgefordert, 
auf ihrem Gebiete freie Predigt des Evangeliums und Disputationen 
zu gestatten. Auf ihre Weigerung wurde ihnen die Zufuhr von Ge¬ 
treide und Salz angeschnitten, was die Hirten bis in den Herbst dulde¬ 
ten. Als sie aber mit ihren Heerden von den Alpen zu Thal gefahren 
waren, sandten sie den Absagebrief nach Zürich und zogen mit ihren 
Bannern aus. Bei Kappel, auf der Hochfläche zwischen demZüricher- 
uud Zugersee, trafen sie auf die Züricher, warfen sie durch einen 
raschen Angriff und erschlugen über 400 derselben, unter ihnen auch 
Zwingli (11. Oktober 1531). Eine noch blutigere Niederlage er¬ 
litten die Berner und der Zuzug der benachbarten reformierten Land¬ 
schaften auf der Höhe des Gubels bei Menzingen (21. Oktober), 
worauf die Städte, durch das unzufriedene Landvolk mehr als durch 
die Niederlagen eingeschüchtert, Frieden schloßen, worin sie den katholi¬ 
schen Orten gelobten, sie „bei ihrem wahren christlichen Glauben uu- 
arguiert und undisputiert zu lassen", die in den gemeinsamen Vogteien 
aufgehobenen Klöster wieder herzustellen und in den Gemeinden der ge¬ 
meinschaftlichen Vogteien die freie Wahl des Glaubens zu gestatten. 
Dieser Friede bezeichnet den Stillstand der Reformation in 
der deutschen Schweiz. 
Die Wiedertäufer. 
8 39. Als Luther und Zwingli die christliche Freiheit predigten 
und auf die Bibel als die einzige Ouelle christlicher Erkenntniß hinwiesen, 
wollten viele Männer ein vollkommeneres Christenthum als die Refor¬ 
matoren in derselben gefunden haben und dasselbe Herstellen: einen 
christlichen Staat ohne Arme und Reiche, weil alle Güter gemein¬ 
schaftlich sein sollten, mit allgemeiner Gleichheit und Freiheit, denn 
nur das verschiedene Maß, in welchem über den einzelnen der Geist 
ausgegossen wäre, sollte in der Gemeinde erheben und auszeichneu;
	        
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