Der dreißigjährige Krieg.
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Aas Heilbronner Lündniß (1633). Wallensleins Ermordung (25. Februar
1634). Schlacht bei UörLUngcn (6. September 1634).
§ 173. In Wien wurde die Schlacht bei Lützen mit vollem Recht
als ein Sieg betrachtet, denn Gustav Adolfs Tod wog mehr als ein
Heer auf und befreite Ferdinand II. von dem protestantischen Gegen¬
kaiser; daher begrüßte auch Richelieu den Tod des Schwedenkönigs
„als eine wunderbare Fügung Gottes, durch welche die Christenheit
von großen Nebeln befreit worden ist". Cr setzte nun alle Hebel in Be¬
wegung, um den Krieg gegen Spanien und den Kaiser durch die
Holländer und die Deutschen sortführen zu lassen, und der schwe¬
dische Kanzler Orenstierna, der nach Gustavs Tod die Geschäfte
leitete, unterstützte ihn dabei, denn Schweden wollte wie Frankreich sich
auf Kosten Deutschlands vergrößern. Es gelang ihnen wirklich auf
dem Tage zu Heilbronn mit Württemberg, Baden, Hessen,
mit den thüringischen und welfischen Fürsten, den schwäbi¬
schen, fränkischen und thüringischen protestantischen Reichs¬
städten einen neuen Bund abzuschließen und dadurch den Frieden zu
verhindern.
§ 174. Die Kriegsfurie ging in Oberdeutschland wieder los,
Hoorn verwüstete Oberschwaben, Bernhard nahm durch Ueber-
fall das wichtige Regensburg, Wallensteiu besetzte Schlesien
und die Lausitz, fing bei Steinau ein schwedisches Korps von
5000 Mann mit 60 Kanonen, nahm dann in Böhmen Winterquar¬
tiere und knüpfte mit Brandenburg, Sachsen, selbst mit Frank¬
reich und Schweden Unterhandlungen an, wie seine Freunde sagen,
um die Verbündeten gegen einander selbst zu hetzen und schließlich die
Schweden und Franzosen zu versagen. Solche Unterhandlungen, bei
denen Wal len st ein für fich selbst immer einen hohen Preis ausbe¬
dingte, konnte der Kaiser jedenfalls nicht dulden und als Wallenstein
sich die Armee durch die Unterschriften der Befehlshaber für alle Fälle
verpflichten wollte, gab der Kaiser vertrauten Generalen, namentlich
Gallas und Pikkolomini, den Befehl, sich Wallensteins zu ver¬
sichern , und als dieser fich verloren sah und zu den Schweden über- ^ánstems
gehen wollte, wurde er im Schlosse zu Eger ermordet. Febr."'l63^
Hierauf übernahm des Kaisers gleichnamiger Sohn den Oberbefehl
über das Heer, welches durch ein spanisches Korps, das aus Italien
herbeigezogen wurde, eine beträchtliche Verstärkung erhielt. Er schlug
am 6. September 1634 das schwedische bei Nördlingen so nach- Schlacht bei
drücklich, daß es 12,000 Mann an Todten und 6000 an Gefangenen ^"vl»ngen.
verlor, der Rest aber über den Rhein und an die Ostsee flüchtete, worauf
das südwestliche Deutschland den kaiserlichen Truppen zur Beute wurde.
Französische Tsieiinahme am Kriege. Acr Prager Friede (30. Mai 1635).
§ 175. Jetzt trat Richelieu aus seiner bisher eingenommenen
scheinbar vermittelnden Stellung heraus und bemächtigte sich
der Oberleitung des Krieges gegen den Kaiser. Unter dem
Herzog von Enghieu oder dem großen Konde gingen zum ersten-
male französische Heere über den Rhein und bewiesen in Schwaben
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