Full text: Geschichte der neueren Zeit (Abth. 3)

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Geschichte der neueren Zeit. 
^06 am Dafür schlug Marlborough das französische Heer bei Ramillies 
6. Mai. vollständig und gewann dadurch den größten Theil der spanischen Nie¬ 
derlande, Eugen aber vertrieb die Franzosen durch die glänzende Schlacht 
1706 am bei Turin aus Italien. Im Jahre 1708 siegten (11. Juli) Eugen 
' sept‘ unb Marlborough Lei Oudenarde, und 1709 (11. September) bei 
Malplaquet in der blutigsten Schlacht des ganzen Krieges. 
Die Auflösung der Allianz führt zum Frieden von Utrecht 
(1713) und Baden (1714). 
§ 230. Der gebeugte Ludwig XIV. hatte mehrmals große Opfer 
für den Frieden angeboten, aber Bedingungen von den Verbündeten er¬ 
halten, welche er nicht annehmen konnte. Doch Kaiser Joseph I., der 
seinem Vater Leopold I. 1705 auf dem Throne gefolgt war, starb 1711, 
als er eben Ungarn beruhigt hatte, und nun fiel seinem Brudev- 
Karl, dem die Allianz die spanische Monarchie erobern wollte, auch die 
habsburg-österreichische Erbschaft zu. Dies lag nicht im Interesse der 
anderen Staaten, daher führten die Engländer seitdem den Krieg 
zuerst schlaff und schloßen 1713 zu Utrecht Frieden, welchem alsbald 
Holland, Savoyen, Portugal und Preußen beitraten. In 
Spanien selbst hatte König Philipp V. durch die Schlachten bei 
Almanza und Villaviciosa (1707 und 1710) die Oberhand ge¬ 
wonnen und behauptete dieselbe, weil ihn die Nation gegen England und 
Holland unterstützte, daher stand nach dem Frieden von Utrecht der 
Kaiser und das Reich den Franzosen allein gegenüber. Eugen hatte 
über so schwache Streitkräfte zu gebieten, daß er Freiburg, Landau 
und Mannheim nicht retten konnte und hätten die Franzosen nicht 
ein Aufraffen des deutschen Volks unter Eugens Führung gefürch- 
1714 am tet, so hätten sie keineswegs die Bedingungen des Friedensschlusses 
7. Sept. jU Baden gewährt. 
§ 231. In Folge des Utrechter und Badener Friedens behielt 
Philipp V. Spanien mit dessen Kolonialländern, trat aber an England 
Gibraltar sowie die Insel Minorka ab. 
Oesterreich erhielt die spanischen Niederlande, das Her- 
zogthum Mailand, Neapel, die Insel Sardinien, die es bald 
gegen Sicilien austauschte. 
Holland gewann Handelsvortheile und das Besatzungsrecht in 
den Gränzsestungen der österreichischen Niederlande (Barrierentraktat). 
Frankreich verlor an England Akadien (Neuschottland), Neu¬ 
fundland und die Länder an der Hudsonsbai. 
Savoyen erhielt einiges mailändische Gebiet, die Insel 
Sicilien, die es sieben Jahre später gegen Sardinien austauschte, 
sowie den Königstitel von „Sardinien". 
Das neue Königreich Preußen wurde anerkannt, sein Besitz des 
1707 ererbten Neuenburg (in der Schweiz) bestätigt und ihm ein 
Theil von Geldern zugeschieden. 
Das heilige römische Reich erhielt Freiburg und Breisach 
zurück, ließ aber Landau in französischen Händen. 
So hatte demnach Ludwig XIV. trotz der vielen Niederlagen seinen 
Zweck erreicht und als er am 1. September 1715 starb, war Frauk- 
reich ohne Widerspruch die erste Kontinentalmacht, selbst ge-
	        
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