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geHörigkeit beider, wie andererseits von Beziehungen zu den Westalpen noch er-
bracht werden. Vielleicht liefert ihn die noch sehr rückständige Erforschung Sar-
diniens. Diese ist inzwischen wesentlich durch A. Tornqnist*) gefördert
worden. Derselbe zeigt, daß das breite Grabental des Campidano und die
Ebene von Nurra zwei geologisch voneinander verschiedene Gebiete scheiden,
welche schon im Mesozoicum verschiedene Wege wandelten. Das Jglesiente
im Südwesten und die Nurra di Sassari haben an der altkretaceischen und
jungtertiären Auffaltung der jungen mediterranen Faltengebirge teil-
genommen. Dort sind die Schichten der Trias, des Jura, der Kreide ge-
faltet. Sie bilden einen Außenfaltengürtel und setzen sich am wahrschein-
lichsten in dem mesozoischen Gürtel von Nizza, also dem Außengürtel, dem
Kalkalpengürtel der Westalpen fort. Er verhält sich ähnlich zu den Apen-
ninen wie der Jura zu den Alpen.
(2. Das Mittelmeerklima.) Das Klima der Mittelmeerländer, das
ja zu den den Nordländer am meisten anziehenden Eigenschaften dieses
Ländergebietes gehört, wird gekennzeichnet durch die Milde des Winters bei
nur mäßig gesteigerter Sommerwärme, wozu die das ganze Jahr, aber be-
sonders im Sommer wegen der wunderbaren Mischung von Land und Meer,
die diesen Erdgürtel ferner kennzeichnet, lebhaft bewegte Luft beiträgt, vor
allem aber durch eine je weiter nach Süden um so schärfer hervortretende
Scheidung des Jahres in eine Regenzeit und eine Trockenzeit. Die Regen-
zeit der Mittelmeerländer beginnt, wenn diese, entsprechend der Verschiebung
des subtropischen Luftdrucks an der Ostseite des Atlantischen Ozeans nach
dem scheinbaren Gange der Sonne äquatorwärts, in den Mitteleuropa das
ganze Jahr kennzeichnenden Gürtel veränderlicher Winde eintreten; sie
endigt, wenn sie südlich von diesem Gürtel veränderlicher Winde liegen und
mehr das Ausgangsgebiet von Luftströmungen, also vorzugsweise nördlicher
sind. Freilich, der Nordländer, der den Süden wegen der Milde des Winters
aufsucht, macht sich nicht immer klar, daß er da zugleich in die Regenszeit
hineinkommt, und empfindet daher zuweilen eine gewisse Enttäuschung. Doch
wird er bald feststellen, daß ein Regentag in den südlichen Mittelmeerländern,
ja selbst noch an der Riviera, etwas anderes bedeutet als in Mitteleuropa; denn
der Satz, den Cicero nach seinen dort gemachten Erfahrungen aussprach, in
Sizilien herrsche nie so schlechtes Wetter, daß man nicht jeden Tag die
Sonne sehe, war in der Tat eine nur sehr geringe Übertreibung. Ver-
einzelte, kurze, heftige Güsse, die oft große Niederschlagsmengen liefern, kenn-
zeichnen die Winterregenzeit der Mittelmeerländer. Nach einem solchen
Gusse bricht sofort die Sonne wieder durch. Der Wärmegang sowohl in
der täglichen wie in der jährlichen Periode ist zwar weit entfernt von der
Gleichmäßigkeit des reinen See- oder des Äquatorialklimas, aber doch weit
gleichmäßiger als in Mitteleuropa, um so gleichmäßiger, je mehr die be-
treffende Ortlichkeit nach ihrer Lage dem Einflüsse des Mittelmeeres aus-
gesetzt ist. Dieser bewirkt, daß beispielsweise der Unterschied der Mittel-
temperatur des wärmsten und des kühlsten Monats in Palermo nur 14,4,
in Malta 14,0, in Alexandria 11,5°C beträgt, gegen 19,3 in Frankfurt a. M.,
20,2 in München. Dieser Gegensatz wird im allgemeinen unter festländischen
Einflüssen von Süden nach Norden und von Westen nach Osten, ebenso
*) Sitzb. Berliner Ak. W. XXXV 1902, S. 8008—29, XXXVI 1903, S. 685—99.
Marquardt, Quellenlesebuch. 10