Vorwort
Das Historische Qucllenbuch, dessen erster, griechischer
Theil hiermit den Amtsgenossen und Schulen dargeboten wird,
dankt seinen Ursprung einem von den beiden Bearbeitern,
und nicht blos von diesen, lebhaft gefühlten didaktischen
Bedürfniss, der Ueberzeugung nämlich, dass aus dem so
wichtigen, ja für historische Erkenntniss geradezu grund¬
legenden und massgebenden Unterricht in der alten Geschichte
nur dann etwas werden könne, wenn derselbe bei den Haupt¬
partien durch eine möglichst reiche Quellenanschauung belebt
und gekräftigt werde. Ohne diesen Trunk aus der Quelle
wird dies Unterrichtsfeld immer mehr oder minder dürr bleiben
müssen; mit ihm und durch ihn wird der empfängliche Schüler
mitten hineingeführt in die originale Auffassung eines Volkes,
einer Zeit von ihren eignen geschichtlichen Erlebnissen, es
wird für dieses receptivste aller Lehrfächer ein productiver
Trieb mehr, eine gesteigerte Selbstthätigkeit gewonnen und
geweckt. Man könnte einwenden, die altsprachliche Lectüre
an sich, die der Historiker vor allen, gewähre schon diesen
unvergleichlichen Vortheil. Und gewiss: Herodot, Thukydides,
Xenophon, Demosthenes, Plutarch, Livius, Sallust, Ciceros
Reden und Briefe, Cornelius Nepos, Caesar, Tacitus, in den
philologischen Stunden gelesen und erklärt, verstanden und
genossen, können und sollen auch diesem Zwecke dienen
und den Geschichtslehrern in die Hand arbeiten. Doch reicht
dies indirecte und mehr zufällige Verhältniss zu den Quellen
erfahrungsmässig weder nach Umfang noch im Grunde auch
qualitativ d. h. in Bezug auf die Hervorhebung dieser Seite
der Lectüre für den gewünschten Zweck irgendwie aus. Aber
die Pflicht des Gymnasiums ist und bleibt es, immer und
immer wieder, bei jedem Anlass, von den verschiedensten
Gesichtspunkten aus hinzuweisen auf dieses sein Fundament,
einen Stein zu dem andern herbeizutragen, um die Erkenntniss
der alten Welt, ihrer Sprache und ihres Lebens, nach Stand