Full text: Geschichte der Alten Welt (Theil 1)

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Geschichte der alten Welt. 
stand aber dämpfte der syrische Statthalter O. Va rus und ließ 2000 
Juden an das Kreuz schlagen; nach zehn Jahren wurde Archelaus 
jedoch abgesetzt, sein Gebiet römische Provinz und von Prokurato- 
ren verwaltet, deren einer Pontius Pilatus war, welcher die Juden 
ebenso grausam als arglistig mißhandelte. Auch Galiläa wurde rö- 
37 n. Chr. misch, Kaligulas Gunst aber verlieh dem Herodes Agrippa I., 
Enkel Herodes I. und der Mariamne, die Tetrarchie deö Philippus sowie 
39 n. Chr. den Königstitel, bald darauf auch die des abgesetzten Herodes Antipas, 
Klaudius schenkte ihm als Lohn für einige Dienste Samaria und 
, Judäa, seinem Bruder Herodes das syrische Fürstenthum Chalkis. 
44 ”• Aber nach seinem Tode wurde sein Land wieder römische Provinz (sein 
Sohn Herodes Agrippa !I. wurde durch ein Fürstenthum zu beiden 
Seiten des obern Jordan und durch das Recht den hohen Priester zu 
ernennen entschädigt) und abermals nicht nur ausgesogen, sondern auch 
auf das schändlichste mißhandelt, besonders von Gessius Florus, 
einem würdigen Beamten Neros. 
§ 582. Das Land wimmelte von Mörderbanden und falschen Prophe¬ 
ten ; die Predigten Johannes desTäufers, die Erscheinung des 
Herrn, die Wirksamkeit der Apostel und Jünger wiesen das Volk 
auf den durch die Propheten des alten Bundes verheißenen Messias 
hin, aber nur wenige erkannten ihn und folgten ihm: die große Masse 
und die Vornehmen stießen ihn von sich und glaubten denen, welche 
seine nahe Ankunft als die eines Kriegöfürsten, der die eroberte Welt 
sich und den Juden zu Füßen legen werde, verkündeten. 
§ 583. Durch unerträglichen Druck gequält und von fanatischer 
65 n. Chr. Zuversicht begeistert, erhoben sich die Juden, erschlugen alle Römer in 
Jerusalem und trieben den Statthalter von Syrien, Cefiius Gallus, 
der mit einem Heere herbeigeeilt war und Jerusalem schon theilweise 
genommen hatte, mit großem Verluste zurück. Nun stand ganz Palä¬ 
stina auf, selbst die indifferenten Sadducäer wurden mit fortgerissen, 
denn der Haß der Heiden hatte in Aegypten und Syrien fast gleichzeitig 
mit dem Anöbruche in Jerusalem unter den Juden ein schreckliches 
Blutbad angerichtet und noch dauerte in diesen Ländern die wildeste 
67 n. Chr. Verfolgung fort. Nero fand die Lage des Orients so bedenklich, daß 
er den erprobten Feldherrn Vespasian nach Syrien schickte; dieser 
wählte Akkon zum Stützpunkte seiner Operationen und zog seinen Sohn 
Titus an sich, der ihm von Alexandrien eine Legion und viele ara¬ 
bische Schützen zuführte, während die Angriffe der Juden auf mit römi¬ 
schen Besatzungen versehene Städte, z. B. Sephoris (Diocäsarea in 
Galiläa) und Askalon mit großem Verluste abgewiesen wurden. Die 
leichtbewaffneten Juden, die überdies keine Reiterei hatten, vermochten 
keinen römischen Angriff in offenem Felde auSzuhalten, dagegen leisteten 
sie in den vielen festen Orten den tapfersten Widerstand (z. B. Jota- 
pata in Galiläa). Die Römer machten alle wehrbare Mannschaft 
nieder, verkauften die wehrlosen Gefangenen, vernichteten Städte und 
Dörfer, und nachdem Vespasian binnen zwei Jahren das Vernich¬ 
tungswerk im nördlichen Palästina vollendet hatte und im Begriffe 
war, Jerusalem, den Herd des Krieges, anzugreifen, wurde er zum 
Kaiser ausgerufen, weßwegen er die Fortsetzung des Krieges seinem 
Sohne Titus überließ.
	        
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