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Geschichte der alten Welt.
Der Ge- ägyptischen Hirten ihre Thiere behandelten. Die Gewerbsleute waren
wer san . j-e|r zahlreich, wie schon die vielen großen Städte beweisen; sie arbeiteten
nicht nur für den einheimischen Bedarf die gewöhnlichen Geräthe, Klei¬
dungsstoffe und Schmucksachen, sondern auch für die Ausfuhr. Ausge¬
zeichnet waren z. B. die ägyptischen Glaswaaren seit uralter Zeit:
Flaschen verschiedener Art, farbige und musivische Gläser und Glas¬
perlen; noch berühmter war die ägyptische Leinwand, deren feinste Sorte
unter dem Namen Byffus von den Vornehmen in ganz Vorderasien
getragen wurde.
DieSchiffer. § 42. Die Schisser bildeten einen wichtigen Theil der Bevöl¬
kerung. Aegypten war von großen und kleinen Gräben und Dämmen
der Bewässerung wegen so durchschnitten, daß der Verkehr mit Wägen
unmöglich war; überdies führte über den breiten Strom keine einzige
Brücke als Verbindung des einen Ufers mit dem andern. Der Nil
war deßwegen die Hauptstraße des ganzen Landes und eignete sich dazu
um so besser, als die Fahrt aufwärts durch die einen großen Theil des
Jahres vorherrschenden Nordwinde erleichtert wird. Die Lastschiffe
waren breit und nur zur Flußschifffahrt geeignet; doch gab es auch
außerordentlich leichte Kähne, die aus Papyrusstengeln oder Schilf ge¬
macht waren. Die ägyptischen Schiffer beschränkten sich auf ihren Fluß
und überließen das Meer den Phönikiern und Griechen; diese brachten
Wein, Baumöl, Metalle, Bauholz, Gewürze re. in den geöffneten Nil¬
hafen, von wo diese Maaren von den Aegyptiern den Strom aufwärts
geschafft wurden, wie sie Getreide, Datteln, Elfenbein, Gummi u. s. w.
aus den oberen Landestheilen den Fremden zuführten.
8 43. Die alten Pharaonen hatten den Fremden nur an einigen
Gränzorten einen Markt gestattet. Nachdem aber Psametich I. ein griechi¬
sches Söldnerheer in seine Dienste genommen hatte, mußte Aegypten mehr
Verkehr mit und mehr dem Verkehre mit den Fremden geöffnet werden, in Folge
den Fremden, tzx^n sich eine solche Masse Griechen einstellte , daß auf königlichen
Befehl eine Anzahl junger Aegyptier die griechische Sprache erlernte,
um den Verkehr zwischen ihren Landsleuten und den Griechen zu ver¬
mitteln. Dieses neue Geschäft gab einer neuen Volksklaffe den Ur-
Dic Dol- syrung, der Klasse der Dolmetscher, die bei den andern Aegyp-
metschcr. ^rn in keinem guten Gerüche stand; indessen brauchten sie dieselbe
dennoch, denn alle Aegyptier waren nach dem Zeugnisse der Alten eben
so erpicht auf Erwerb, als zäh im Festhalten des Erworbenen.
Religion, Wissenschaft und Kunst der alten Aegyptier.
§ 44. An dem Hasse gegen die Fremden trug die Religion der
Aegyptier die Hauptschuld. Die Priester lehrten, Aegypten sei das
von den Göttern geliebte Land, die Aegyptier das reine Volk, die frem¬
den Völker „unreine, verkehrte Völker^ (so lauten Inschriften schon
aus der Zeit vor dem Einfalle der Hyksos). Dem entsprechend gab
es für den frommen Aegyptier Reinigungs- und Speisegesetze, welche
z. B. den Griechen ganz fremd waren und theilweise als unvernünftig
erscheinen mußten. Hauptgottheiten der Aegyptier waren Phtah (die
Griechen verglichen ihn mit ihrem Hephästos), dessen Tempel in Mem¬
phis der Reichstempel war, mit seiner Gemahlin, der Flammengöttin
Pacht; Neith, die Urmaterie, mit Tempel zu Sais, Ammon, der Gott