Die Griechen.
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der thessalischeu Landschaft Pelasgiotis, an der nördlichen Mauer
der athenischen Burg, welche die pelasgische hieß rc.; bezeugt ist ferner,
daß der Name Argos von den Pelasgern herrührt, sowie Larisa,
wie sie die Stadtburgen nannten, deren Mauern aus gewaltigen Stei¬
nen ohne irgend ein Bindemittel in einander gefügt waren, sogenannte
kyklopische Mauern, deren man namentlich im Peloponnese und
in Italien findet.
§ 138. Das Orakel des Zeus zu Dodona in Epirus war AeltrsteKol-
pelasgischen Ursprungs; in die pelasgische Zeit gehört ferner die tur.
Gründung der heiligen Stätten zu Eleusis und Samothrake mit
ihren später so berühmten Mysterien, die mythischen Thraker
(wohl zu unterscheiden von den historischen, die als kriegerische Barba¬
ren austreten) mit dem Kulte der Musen am Helikon und Olymp,
den religiösen Sängern Orpheus, Musäus, Thamyris, Eumolpus rc.
Es gab also im pelasgischen Griechenland bereits heilige Stätten mit
geordnetem Kultus, Priester und Sänger heiliger Lieder, große feste
Burgen, Getreide- und Weinbau, die pelasgischen Stämme waren
demnach keine Wilde; wilde Stämme mochten noch in einzelnen Gegen¬
den, besonders im Gebirge Hausen, wie einige Sagen andeuten.
§ 139. Denn es gibt keine Geschichte dieser alten Stämme, wir
wissen nicht einmal, wie der Name der Hellenen zum nationalen wurde.
Bei Homer (im zehnten Jahrhundert v. Ehr. nach der gewöhnlichen
Annahme) werden die Griechen, deren sämmtliche Stämme zu einer ge¬
meinschaftlichen Unternehmung vereinigt sind, bald Achäer (nach dem
mächtigsten Stamme), bald Danaer, bald Arg ei er genannt; Stadt
und Gau Hellas und Hellenen als deren Bewohner erscheinen bei
ihm im südlichen Thessalien, in Phthia; ein anderer Sitz der Helle¬
nen scheint in jener Zeit die Umgegend von Dodona gewesen
zu sein.
§ 140. Wie die Hellenen ihrem Namen eine solche Bedeutung er¬
kämpften (denn nur kriegerische Thaten und Macht gaben Ehre), daß
er der nationale für alle verwandten Stämme wurde, ist uns gänzlich
unbekannt; er soll, wie ein später griechischer Schriftsteller berichtet,
zuerst von Hesiod (im neunten Jahrhundert) und Archilochus als Na-
tionaluamen gebraucht worden sein. Seitdem sich alle Stämme als Hellenische
eine eigene Nation betrachteten, führten alle ihre Abkunft auf Deuka- ^ksstäm-
lious Sohn Hellen zurück; von dessen Sohn Aeolus sollten die
Aeolier, von Dorus die Dorer, die echtesten Hellenen, abstammen;
der dritte, Xuthuö, hatte zwei Söhne, Jon und Achäus, die Stamm¬
väter der Ionier und Achäer.
§ 141. Der jetzt gebräuchliche Name Griechen für die Hellenen
ist uns von den Römern überliefert; ein Stamm in Epirus nannte sich
Graikoi, das im latinischen Munde zu Gräci und bei den westlichen
Völkern der Gesammtname für alle Stämme der hellenischen. Zunge
wurde.
8 142. Die Hellenen treten den Aegyptiern, Babyloniern gegen¬
über als ein sehr jugendliches Volk in die Geschichte ein; sie erscheinen
in zahlreiche kriegerische Stämme getheilt, in fortwährender unruhiger
Bewegung, aber von der Vorsehung herrlich ausgestattet an Leib und
Seele: schöne, frohe, kräftige Menschen, offenen Sinnes für das Schöne,