Full text: Geschichte der Alten Welt (Theil 1)

Die Griechen. 
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wärts bis Libyen, über ©teilten und Unteritalien bis an die 
gallische und spanische Küste. Jede bedeutende Kolonialstadt aus dieser 
späteren Zeit war von der Mutterstadt unabhängig, bildete einen eige¬ 
nen Staat und gewährte jener nur einige Ehrenrechte, wodurch sie ihre 
Pietät beurkundete. Am thätigsten war Milet, das einen ganzen 
Ring von Kolonien um den Pontus und dessen Nebenmeere legte: Aby- 
dus am Hellespont, Kyzikus an der Propontis, am Pontus selbst 
Sinope, unter vielen anderen Kolonien die größte und Mutter ande¬ 
rer, Trapezus; am Fuße des Kaukasus Dioskurias, Pityus, Her- 
manassa; am kimmerischen Bosporus (Straße von Kertsch) Phanago- 
ria, an der Mäotis Limne (Palus maeotis bei den Römern, jetzt aso- 
wisches Meer), Tyrambe; an der Mündung des Tanais die-gleich¬ 
namige Stadt, und weiter oben an demselben Flusse Navaris und 
Exopolis; auf dem taurischen Chersones Pantikapäon oder Bospo¬ 
rus (Kertsch); am Zusammenfluß des Borysthenes und Hypanis (Dniepr 
und Bug) Olbia; an der Mündung des Tyras (Dniestr) eine gleich¬ 
namige Stadt; Jstros an einem durch einen Mündungsarm des Jstros 
(Donau) gebildeten See, südlicher Tomi, Odessus (Varna), Apol¬ 
lonia. Außer den Milesiern kolonisierte nur noch das kleine Megara in 
diesen nördlichen Gegenden; es gründete Eupatoria auf dem tauri- 
schen Chersones, auf der europäischen Küste des Pontus Kallatis, Me- 
sembria, am Bosporus Byzantion (Byzanz, Konstantinopel), das zur 
Weltstadt bestimmt war, auf asiatischer Seite Chalkedon. 
8 183. Die thrakischen Küsten vom Hellespont bis zum Strymon 
wurden fast ausschließlich von Ioniern kolonisiert: den Samiern, Chiern, 
Milesiern und Tejern; auf der Halbinsel zwischen dem thermäischen und 
strymonischen Meerbusen, welche in die drei Spitzen Akte, Jthonia und 
Pallene ausläuft, legte das euböische Chalkis nicht weniger als 32 
Städte an, daher die ganze Halbinsel Chalkidike genannt wurde. Die 
Inseln des nördlichen ägeischen Meeres wurden gleichfalls von Ioniern 
besetzt: Thasus von Pariern, Samothrake von Samiern, Lem- 
nus und Jmbrus viel später von Athenern. Die kleine Insel Thera 
legte den Grund zu Kyrene in Libyen, das den Pharaonen und Kar¬ 
thagern siegreichen Widerstand leistete und in Barka eine beträchtliche 
Tochterstadt hatte. Aegypten wurde frühe von griechischen Seeräubern 
heimgesucht; mit deren Hilfe machte sich Psametich zum Alleinherrscher 
des Landes, und als Amasis den Verkehr freigab, erstand am Nil eine 
Griechenstadt Naukratis (s. 8 112). 
8 184. Im adriatischen Meere waren besonders die Korin¬ 
ther thätig; sie kolonisierten Leukadia, Kerkyra, Paxus; an der 
epirotischen Küste gründeten sie Ambrakia; mit den Kerkyräern an der 
illyrischen Apollonia und Epidamnus. In ein drittes Griechen¬ 
land verwandelten Kolonisten aus dem europäischen und asiatischen 
Griechenland die Insel Sicilien und das gegenüber liegende Unter¬ 
italien. Korinth gründete auf der östlichen Küste Sieiliens Syra- 
kusä, das zu einer der größten und reichsten Städte der alten Welt 
emporwuchs und nicht nur auf Sicilien neue Städte baute oder alte er¬ 
neuerte, sondern auch an der illyrischen Küste und auf den dalmatini¬ 
schen Inseln festen Fuß faßte, auch Ancona in Mittelitalien angelegt 
haben soll. Den Rhodiern verdankte Gela (zuerst Lindus genannt)
	        
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