148
Drittes Buch.
thon auf einem Bette in die Versammlung getragen. Er selbst
war außer Stande zu reden, seine Freunde übernahmen die
Vertheidigung; aber weder die Hinweisung auf seine Ver¬
dienste, auf Marathon, auf Lemnos, das er den Athenern
erobert, noch der klägliche Anblick des alten kranken Helden
vermochte den Unwillen des Volkes zu beschwichtigen. Die
Todesstrafe zwar vermochte ihm der Rathsherr, welcher den
Vorsitz in der Versammlung und die Leitung der Abstimmung
hatte, abzuwenden; aber man verurtheilte ihn zu einer hohen
Geldbuße. Er sollte die Kosten des Zuges bezahlen, 50 Ta¬
lente (75,000 Tahler). Das Gesammtvermögen des Mil-
tiades betrug Wohl mehr als diese Summe, da er aber fiir den
Augenblick soviel Geld nicht flüssig machen konnte und also
außer Stand war, die Strafe zu bezahlen, so wurde er nach
attischem Gesetze bis zur Zahlung aller bürgerlichen Ehren für
verlustig erklärt und in Schuldhast gehalten. Daß er in engem
Kerker eingeschlossen wurde und darin elend starb, scheint eine
spätere Uebertreibung zu sein. Er starb an seiner Wunde, ehe
die Schuld bezahlt war, amd darum siel sein Sohn und Erbe
Kimon statt seiner in Schuldhaft und Ehrlosigkeit, bis er die
Schuld des Vaters abgetragen hatte.
Ein solches Ende traf den Sieger von Marathon, aller¬
dings nicht ohne seine Schuld; doch wer sollte nicht wünschen,
daß das athenische Volk im Hinblick auf seine großen Verdienste
Gnade geübt hätte statt Recht?