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Drittes Buch.
gaß bei dem Anblick des unglücklichen Flüchtlings seinen Groll
und gewährte ihm seinen Schutz. Themistokles glaubte sich hier
so sicher, daß er sich heimlich Weib und Kinder aus Athen dahin
nachschicken ließ. Kaum aber hatten die Feinde seinen Aufent¬
halt aufgespürt, so schickten sie Gesandte, um seine Auslieferung
zu fordern. Admetos konnte den Gastfreund vor dem Drängen
der mächtigen Verfolger nicht weiter schützen; aber er lieferte
ihn nicht aus, sondern brachte ihn aus wilden Bergpfaden hin¬
über nach Makedonien. In Pydna bestieg er ein Schiff, um
nach Asien zu flüchten. Hätte er mit Pausanias gemeinschaft¬
liche Sache gehabt, so wäre er gewiß gleich von Argos aus
nach Osten entflohen und hätte Sicherheit bei dem Großkönig
gesucht; so aber wandte er sich erst nach Persien, als ihm die
ganze hellenische Halbinsel keine Zufluchtsstätte mehr bot. Der
Schiffer, welcher ihn nach Jonien fuhr, kannte ihn nicht; erst
als sie von einem Sturme unter das athenische Geschwader ge¬
trieben wurden, welches Naros belagerte, entdeckte er sich ihm
und brachte ihn durch Bitten und Drohungen dazu, daß er einen
Tag und eine Nacht sich mit dem Schiffe auf hoher See hielt.
So kam er glücklich nach Ephesos.
Aber auch in Jonien war Themistokles nicht sicher; denn
der Perserkönig hatte 200 Talente auf seinen Kopf gesetzt, und
auch die Griechen machten Jagd auf ihn. Er entwich nach Aegä
in Aeolien zu seinem Gastfreunde Nikogenes, der ihn einige Zeit
bei sich verborgen hielt und dann in einem bedeckten Fuhrwerke,
wie es für den Tansport von Frauen benutzt zu werden Pflegte,
in das Innere sandte; fragte Jemand unterwegs die Begleitung,
wer in dem Wagen sei, so hieß es, ein griechisches Mädchen,
das an den Hof des Königs geführt werde. Nikogenes war
mit den Großen des persischen Hofes bekannt, und empfahl seinen
Gastfreund einem vornehmen Perser in Susa. In Susa sandte
Themistokles folgendes Schreiben an den König Artarerres, den
Sohn und Nachfolger des Xerres: „Ich, Themistokles, komme zu