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englische Kaufmannschaft ganz Europa. Dorthin bewegt sich in jenen Nachmittags⸗ 
stunden der ganze Verkehr Londons, der Strom der Geschäfte, der Güter— 
und Menschenwelt mit dem Flusse — Themse — gleichlaufend von Westen 
nach Osten. Dorthin ziehen Reihen von Omnibussen, Wagen und Menschen, 
lautlos ihren Geschäften nacheilend, keines das andere stoßend oder störend; 
und doch bewegen sich in einer Stunde 50000 aneinander vorüber, und 
doch wandeln den Tag über 500000 nach der Börse! 
Die engen Straßen nahe dem Mittelpunkte der City enthalten Waren 
im Werte von vielen Millionen. Hier begegnen sich der Tee Chinas und 
das Pelzwerk des Nordens, die Baumwolle Amerikas und die Schafwolle 
Australiens. In den engen Gäßchen zwischen diesen Warenhäusern wohnen 
bettelarme, schmutzige Leute, deren Kinder herdenweise im Kote der ewig 
feuchten Straße spielen. 
Begeben wir uns zum Hafen. Er dehnt sich etwa 30 km weit aus. 
An ihn schließen sich die verschiedenen Schiffsbassins (spr.: Bassaͤngs) die West⸗ 
indischen, Ostindischen, Londoner und St. Katharinen-Docks, die mit ihren 
ungeheuren Warenhäusern eigentlich mit dem Hafen ein Ganzes bilden. Wir 
treten ein, und sieh, jede Vorstellung, die wir uns von den Warenspeichern, von 
den Warenvorräten und von der Größe des Beckens gemacht haben, ist weit 
hinter der Wirklichkeit zurückgeblieben. In jedem dieser Becken können sich 
200 bis 300 Seeschiffe bewegen. Die gewöhnlichsten wie die kostbarsten 
Waren, die Westindien hervorbringt, liegen in diesen sechs bis sieben Stock— 
werke hohen Speichern unter sicherem Verschluß, Rohrzucker und Kaffee in 
vielen tausend Säcken; sie sind hier geschützt vor Diebstahl und Verderben. 
Der Tower (spr.: Tauer) wurde von den Alten über die sieben Wunder 
der Welt gestellt. Jahrhundertelang diente er als Gefängnis und Richt— 
stätte. Viel Blut ist hier geflossen. Drei Königinnen und viele Große des 
Reichs haben hier unter der Hand des Henkers ihr Leben ausgehaucht: selbst 
die kindliche Unschuld ward dort nicht verschont. Zugleich ist hier die groß— 
artigste Waffenniederlage, die man in der Welt finden mag. 
Wir steigen hinab in die Unterwelt. Der Riesentunnel unter der 
Stadt ist ein großartiges Werk; acht Jahre wurde daran gebaut. Schauer— 
lich ist uns zu Mute, wenn wir diese dunkle Tiefe auf der Eisenbahn durch— 
eilen. In einem Doppeltunnel fährt auch eine elektrische Eisenbahn. 
In dem Stadtteil Westend befinden sich die Wohnungen der vornehmen 
Gesellschaft Londons. Hier wohnt man gesund; denn außer zahlreichen 
grünen Plätzen befinden sich hier weitgedehnte Parkanlagen, die man be— 
zeichnend die Lungen von London genannt hat. Nach dem Regentsparke, 
der auch den zoologischen und botanischen Garten enthält und hauptsächlich 
von den Mittelklassen besucht wird, ist der Hydepark (spr.: Haidpark) 
der größte, in dem besonders der hohe Adel Englands sich zeigt. Das 
Parlamentsgebäude ist ein prachtvolles gotisches Bauwerk. In der 
Westminsteräbtei sind Könige, Staatsmänner, Land- und Seehelden, 
Dichter und Gelehrte in Stein und Erz verewigt. 
So lebhaft es an den Wochentagen in London zugeht, so ruhig ist es 
an Sonn⸗- und Festtagen. Ein streng religiöser Sinn zeichnet die Engländer 
aus. Fortwährend werden in London neue Kirchen gebaut, und doch sind 
fast alle kaum hinreichend für den Andrang der Gläubigen. Die Sonntags— 
feier ist äußerst streng. Briefe können am Sonntage weder empfangen noch 
aufgegeben werden; der Verkehr der Bahnen ist sehr beschränkt; die Wirtshäuser 
sind zům größeren Teile geschlossen; Unterhaltungen durch Konzerte gibt es nicht.
	        
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