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Viertes Buch.
I
daß er von seinen Vorzügen den für den größten hielt, allen
Versuchungen des Neides und der Laune im vollen Machtbesitze
widerstanden und keinen Feind als unversöhnlich aufgegeben zu
haben."
Perikles starb im Jahre 429, zwei Jahre und sechs Monate
nach dem Ausbruche des peloponnesischen Krieges, in demselben
Jahre, in welchem der große Philosoph Platon zu Athen geboren
ward. Der Gang der nachfolgenden Ereignisse ließ die Athener
bald empfindlich und lebhaft ihren großen Führer vermissen. Auch
diejenigen, welche bei seinen Lebzeiten sein Ansehen unerträglich
gefunden, weil es sie verdunkelte, gestanden gleich nach seinem
Hintritt, als sie es mit anderen Rednern und Volkshäuptern
versuchten, daß ein bei hohem Selbstgefühl gemäßigterer und
bei seltener Güte des Herzens großartigerer Charakter nie
gelebt habe, und jene Gewalt, die sie zuvor Alleinherrschaft und
Tyrannei genannt, erschien ihnen jetzt als das, was sie gewesen,
als die rettende Schutzwehr des Staates. Seine gewaltige
Ueberlegenheit hatte die große Zahl der Schlechten in Unmacht
und Dunkelheit darniedergehalten, welche sich jetzt der öffentlichen
Angelegenheiten bemächtigten und durch ihren Leichtsinn und ihre
Selbstsucht den Staat in unheilbares Unglück stürzten.
18. Archi-amos, König von Sparta.
Archidamos, der Sohn des Zeuridamos, aus der Familie
der Prokliden, wurde König in Sparta, als sein Großvater
Leotychides, der Bestechung beschuldigt, sich nach Tegea flüchtete
(S. 115), im Jahre 468, und war 42 Jahre lang im Besitze
dieser Würde. Wir haben schon öfter Gelegenheit gehabt, ihn
zu erwähnen. Bei dem spartanischen Erdbeben (465 v. Ehr.)