Full text: Die Helden Griechenlands im Krieg und Frieden (Bd. 1)

526 
Sechstes Buch. 
der mag sagen, was ihm beliebt, aber künftig keine freimüthigen 
Männer mehr zur Tafel laden; er mag sich zu Barbaren und Skla¬ 
ven halten, die feinen persischen Gürtel und sein Weißes Gewand 
anbeten!" Da übermannte den König der Zorn; er nahm einen 
Apfel von der Tafel und warf ihn dem Kleitos an den Kopf, und 
suchte nach seinem Schwerte. Einer von der Leibwache hatte dieses 
bei Zeiten fortgeschafft. Es entstand die größte Aufregung und 
Verwirrung. Alerander rief seinen Trabanten auf makedonisch zu, 
ihren König zu rächen, er befahl dem Trompeter, Lärm zu blasen, 
und da dieser nicht gehorchte, schlug er ihn mit der Faust ins An¬ 
gesicht. Unterdessen hatten die Freunde den Kleitos aus dem Saale 
gebracht. Nach einer Weile aber kam der Trunkene wieder zu einer 
andern Thüre herein und sang ein Spottlied auf Alexander. Da 
entriß dieser einem seiner Trabanten den Speer und schleuderte 
ihn gegen Kleitos, daß er stöhnend und zähneknirschend zu Boden 
sank. Er hatte seinen Freund gemordet, der ihm am Granikos 
das Leben gerettet hatte. Sofort entwich sein Zorn; entsetzt und 
voll Verzweiflung stürzte er sich auf die Leiche, riß den Speer aus 
der blutigen Wunde, und wollte ihn in seine eigene Brust bohren. 
Man hielt ihn zurück und brachte ihn auf sein Lager. 
Die ganze Nacht weinte und jammerte der König und rief 
den Namen des Gemordeten und den Namen der Lanike, der 
Schwester des Gemordeten, seiner Amme. Einen schönen Ammen¬ 
lohn habe er ihr gezahlt, klagte er, ihre Söhne seien kämpfend für 
ihn gefallen, ihren Bruder, der ihm das Leben gerettet, habe er 
selbst gemordet. Drei Tage und drei Nächte lag er eingeschlossen 
mit der Leiche des Kleitos in seinem Zelte, ohne Speise und Trank 
und ohne Schlaf; zuletzt hörte man nur noch sein dumpfes Stöhnen. 
Die Freunde geriethen in bange Sorge, und drangen endlich mit 
Gewalt zu ihm ein, die Truppen sammelten sich vor seinem Zelte 
und riesen nach ihrem König; aber er blieb regungslos, er nahm 
keine Trostgründe an. Zuletzt gelang es den Vorstellungen seines 
Wahrsagers Aristandros und der Sophisten Anararchos aus Abdera
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.