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Sechstes Buch.
Wächter des ans Kreuz geschlagenen Kleomenes, so erzählt man,
eine große Schlange, welche sich um das Haupt des Todten gewun¬
den hatte und den Raubvögeln wehrte, seinen Leib zu schänden.
Ptolemaios in seiner Königsburg erbebte ob der Nachricht, und
ließ die Weiber allerlei Reinigungsopfer verrichten; denn er glaubte,
daß hier ein Mann gemordet sei, den die Gottheit vor Andern ge¬
liebt und der mehr gewesen, als ein bloßer Mensch.
Die Spartaner hatten noch immer auf die Rückkehr des Kleo¬
menes gehofft, und den Königsthron unbesetzt gelassen; als sie die
Nachricht seines Todes erhielten, wählten sie wieder zwei Könige,
Agesipolis III., ein Kind aus königlichem Stamme, und Lykurgos,
von nicht königlicher Herkunft, der die Würde von den Ephoren
erkauft hatte und seinen Mitkönig bald verdrängte. In der Schlacht
bei Sellasia war der bessere Theil des spartanischen Volkes zu
Gründe gegangen, der Ueberrest war eine entartete Menge, mit
welcher räuberische Tyrannen (Machanidas 211 — 207. Rabis
207 —192), an der Spitze von zahlreichen Söldnern, ihr gewissen¬
loses Spiel trieben.
35. Philopaimen aus Megalopolis.
Die 12 Städte der peloponnesifchen Landschaft Achaia waren
von alter Zeit her zu einem Bunde vereinigt gewesen, der aber in
den schweren Zeiten der Diadochen und ihrer Nachfolger (der soge¬
nannten Epigonen) sich aufgelöst hatte. Im Jahre 280 traten
wieder die vier westlichen Städte Dyme, Paträ, Tritaia und
Pherä zu einem Schutz- und Trutzbündniß zusammen, um ihre
Freiheit gegen fremde Bedränger-zu behaupten. Bald traten auch
die übrigen achäischen Städte bei; aber der achäische Bund erhielt
erst eine größere Bedeutung, seit Aratos von Sikyon, weniger ein
tüchtiger Feldherr als ein gewandter Staatsmann, die Städte