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man vergeblich mit Gründen ankämpft. Bei den Franzosen ist es 
der Verrat, der in erregten Zeiten alle Gemüter verwirrt. Ich ließ 
den Alten reden, und erst, als er sich ausgetobt, suchte ich seinen 
Sinn auf ruhigere Dinge zu lenken. 
7. Die Sonne war gesunken, nur eine leichte Röte glimmte noch 
im Westen, ein scharfer kühler Wind zog um die Zinnen des Turmes. 
Es war Zeit hinabzugehen, und ich ging; der Türmer aber stieg ins 
Gelaß, wo die alten Seile hängen und zog die Glocken zum Abend— 
gebet für die deutschen Kinder da drunten in der Stadt. Hoch zu 
Hãäupten zog der volle Klang dahin, und unwillkürlich mußt' ich 
jetzt auf dieser Scholle, die uns zu eigen und doch noch so fremd ist, 
an den Wunsch gedenken, den unser großer Dichter der Glocke nach— 
ruft, — sie möge zuerst zum Frieden läuten. Karl Stieler. 
118. Burg Hohenzollern. 
1. In wunderbarer, mittelalterlicher Schönheit neu erstanden ist 
die Burg Hohenzollern, das Stammschloß unseres Kaisergeschlechts. Ein 
halbstündiger Weg führt von Hechingen aus den Wanderer auf sanft 
ansteigendem Bergpfad zu dem eigentlichen Felskegel, der ziemlich 
steil aufragt, 8850 m über dem Meeresspiegel. Wer vor 1852 den 
Berg erklomm, den leitete der Pfad, vielfach sich windend, zuerst 
zu den Außenwerken der Feste, zu den Trümmern von neun sich 
hintereinander erhebenden Türmen; noch waren die Reste mächtiger, 
mit Eisen beschlagener Tore sichtbar. Seit uralter Zeit hatte die 
Burg nur diesen einzigen Zugang. 
2. Seit 1852 erhob sich die Zollernburg aus ihren Trümmern. 
König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen hat sich in diesem neuen 
Bauwerk, das von der alten Feste kaum etwas mehr enthält als die 
Grundmauern und die Kapelle, das schönste Denkmal seiner ehrfurcht— 
vollen Liebe gegen die Altvordern seines Hauses gesetzt. Aus⸗ 
geschmückt mit alten Waffen, ehrwürdigen kirchlichen Kunstschätzen, 
Steindenkmälern von wunderbarer Fremdartigkeit und lieblicher Schön— 
heit, grüßt jetzt das Schloß von Berg zu Berg, von Tal zu Tal, 
so ftolz, so edel, daß der Besucher fühlt, die alte ritterliche Zeit hat 
uns in ihm eine der köstlichsten Perlen aus ihrem versunkenen Schatze 
zurückgegeben. Sieh diese Basteien, den St. Michael, das Scharfeck 
und das Fuchsloch! Wo findest du trutzendere in deutschen Gauen? 
Sieh diese Türme, die nach dem Erzengel, nach Kaisern, Markgrafen
	        
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