5. Kleisthenes voir Sikyon.
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übrige altjonische Bevölkerung aber hatte es erlangt, daß sie
den drei dorischen Stämmen (Phylen), Hylleer, Dymanen, Pam-
phylen, als vierter Stamm unter dem Namen Aigialeer (Strand¬
bewohner) beigeordnet wurden und eine gewisse staatliche Gel¬
tung hatten. Die Ionier sind geborene Seeleute, und die
Bevölkerung von Sikyon war zu allen Zeiten als thätig und
gewerbsleißig bekannt; durch Handel und Schifffahrt und Ge-
werbfleiß waren sie zu blühendem Wohlstände gelangt und forder¬
ten nun auch von der herrschenden Klasse der Dorier vollen
Antheil an dem Gemeinwesen. Aus der Mitte dieser jonischen
Bevölkerung erhob sich ein Geschlecht, das an der Spitze der Volks¬
partei die Aristokratenherrschaft stürzte und eine tyrannische Gewalt
erlangte, die 100 Jahre lang bestanden haben soll, länger als in
irgend einem anderen Staate Griechenlands. Der erste Begrün¬
der dieser Herrschaft war Orthagoras, ein Koch, wie wenig¬
stens die Gegenpartei behauptete, nm's Jahr 676 v. Chr. Unter
seinen Nachkommen, die sich alle durch Reichthum und Pracht¬
liebe, durch Kunstsinn und Freigebigkeit auszeichneten, war
Kleisthenes der bedeutendste, zwischen 600 und 560 v. Chr.
Durch Gewalt und Aufstand gegen die eigene Familie
war Kleisthenes zur Herrschaft gelangt; er hatte gegen seinen
Bruder Myron, der im Besitz der Tyrannis war, seinen jüngeren
Bruder Jsodemos, welcher jenem wegen einer schweren Verletzung
zürnte, zur Rache gereizt, daß er den Bruder erschlug, und dann
den Jsodemos als einen Blutbefleckten aus dem Lande getrie¬
ben, um sich selbst der Herrschaft zu bemächtigen. Einmal an
der Spitze des Staates, bewies er sich als einen klugen und
milden Fürsten, der den Wohlstand seiner Unterthanen zu för¬
dern und Sikyons Macht und Ansehen aus alle Weise zu heben
bemüht war.
Das Haus der Orthagoriden war dadurch in Sikyon em¬
porgekommen, daß es sich auf das Vertrauen und die Anhäng¬
lichkeit der Aigialeer, zu denen es selbst gehörte, stützte und die