Die ostfränkischen (deutschen) Karolinger.
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bann oder die Streitbarkeit des gemeinen Volks seit Karl dem Großen
gesunken war; sie saßen auf Arnulfs Bitten von den Rossen ab,
stürmten das feindliche Lager und hieben die Räuber nieder oder
sprengten sie in den Fluß, so daß nur wenige entrannen (im Herbst 891).
Arnulf zertrümmert das großmährischc Reich (894).
Durch diesen Sieg verschaffte er Deutschland vor den Normannen
Ruhe, indem er aber gegen Swatopluk, der Schlesien, Böhmen, Mähren
und Pannonien beherrschte, die Ungarn herbeirief, brachte er über Deutsch¬
land gefährlichere Feinde als die Normannen gewesen. Mit Hilfe der
Ungarn zwang er 894 Swatopluk zur Unterwerfung; dessen Söhne
setzten nach seinem Tode den Kampf zwar tapfer aber unglücklich fort
und das großmährische Reich wurde zertrümmert. Einzelnes kam an
Polen, in Pannonien setzten sich die Ungarn fest, Böhmen aber wurde
wieder unabhängig (Herzog Borziwoi, dessen Gemahlin Ludmilla und
16 böhmische Große lassen sich taufen; Wenzel I. der Heilige, ermordet
936; Stiftung des Bisthums Prag 973).
Die Anarchie in Italien und Rom. Arnulf 894 und 895.
Nach Swatopluks Demüthigung zog Arnulf (994) zum erstenmal
nach Italien, das gleich Frankreich und Deutschland von inner» und
äußern Feinden zu leiden hatte. Ueber den päpstlichen Stuhl kam in
Folge davon eine seiner unglücklichsten Perioden; Nikolaus I. (858—867)
hatte durch seine großen Eigenschaften als Priester und Staatsmann
das päpstliche Ansehen mächtig gehoben, denn er stellte die Kirchenzucht
wieder her, verschaffte den Kirchengesetzen bei geistlichen und weltlichen
Herren Gehorsam und leitete die Bekehrung der Bulgaren; sein Nach¬
folger Adrian II. (867—872) war seiner würdig, aber Johann VIII.
wurde von römischen Parteihäuptern, von italienischen Großen, nament¬
lich von dem Markgrafen Adalbert von Tuskien und dem Herzog Lam¬
bert von Spoleto bedrängt; überdies wurden ihm die Araber so gefähr¬
lich, daß er ihnen einen jährlichen Tribut von 25,000 Pfund Silbers
bezahlen mußte. Er suchte bei den französischen Karolingern Hilfe und
krönte deßwegen Karl den Kahlen, fand aber keine und überwarf sich
mit den deutschen Karolingern. Er mußte 882 vor seinen Feinden in
Rom flüchten und wurde ermordet; sein zweiter Nachfolger Adrian III.
fand in dem von ihm gekrönten Karl dem Dicken ebenso wenig eine
Stütze und starb 885 auf der Flucht, worauf es unter Stephan V.
nicht besser wurde. Um die königliche Krone Italiens stritten sich der
Herzog Guido von Spoleto, der von Karls des Großen Sohn Pipin
abstammen wollte, und Markgraf Berengar von Friaul, von mütterlicher
Seite ein Karolinger. Nach Karls des Dicken Tod trachtete Guido