132 Das heilige römische Reich deutscher Nation.
Besonders viel machte ihm auch der kühne Herzog von Polen, Bo-
leslaw I., zu schaffen; dieser hatte einen Bruderzwist in dem herzog¬
lichen Hause von Böhmen benutzt, um sich zum Herrn dieses Landes
aufzuwerfen. Er gründete dadurch eine furchtbare slavische Macht und
drang erobernd bis an die Saale vor; nur mit Mühe konnte ihn Hein¬
rich II. zurücktreiben, und wenn in Böhmen die einheimische Dynastie
nicht wieder die Oberhand gewonnen hätte, die aus natürlichen Grün¬
den Heinrichs II. Bundesgenosse gegen Boleslaw wurde, so wäre ein
Theil der nordöstlichen Grenzgebiete Deutschlands verloren worden.
1021 unternahm Heinrich II. seinen letzten Zug nach Unteritalien
und machte einige Eroberungen gegen die Griechen, wobei ihn die Nor¬
mannen (s. unten S. 138) unterstützten; allein Krankheiten rafften einen
Theil seines Heeres weg und er kehrte unverrichteter Dinge zurück.
Er hatte 1008 das Bisthum Bamberg gestiftet, vergabte viel an
Kirchen und ehrte die Geistlichen; dabei war er wirklich im Herzen ein
frommer Mann, der nichtsdestoweniger die Waffen sehr gut zu führen wußte,
wenn es nothwendig war, wie er denn auch die Majestät der königlichen
und kaiserlichen Krone wieder herstellte. Er starb den 13. Zuli 1024
und mit ihm erlosch das sächsische Haus, dem Deutschland so viel ver¬
dankte. Heinrich hatte dem Beispiel Ottos I. folgend die Bischöfe mit
den Grafenrechten belehnt, so daß die Stiftslande eine Selbstregierung
enthielten, die nur mehr den Kaiser über sich erkannte; das war eine
politische That dieser Herrscher, denn in den Bischöfen fanden sie ihre
Hauptstützen gegen die weltlichen Herren, denen die Erblichkeit ihrer
Lehen immer weniger zu bestreiten war.
Neuntes Kapitel.
Die fränkischen Mischen) Kaiser.
Äonrad 1!. (1024-1039).
Die Großen aller zum deutschen Reiche gehörigen Stämme, von
ihren edlen Dienstmannen begleitet, kamen noch im Herbste des Jahres
1024 in der Rheinebene zu Kamp, Oppenheim gegenüber, zusammen
und erwählten den fränkischen Grafen Konrad zum Könige, der von
den Grafen des Worms- und Speyergaues abstammte und von mütter¬
licher Seite dem Hause der Ottonen angehörte; er ist der erste deutsche
König, der durch eine förmliche Wahl auf den Thron kam. Er war
ein kluger, tapferer Mann, der den Namen Mehrer des Reichs (wie
man das lateinische semper Augustus übersetzte) wirklich verdiente; zu-