fullscreen: Allgemeine Weltgeschichte

Germanen und Römer bis zur Völkerwanderung. 
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zu werden; denn den Batavern schlössen sich nicht nur die Bructerer und 
Chatten, durch die Seherin Veleda begeistert, sondern auch viele gallische 
Stämme an. Sie eroberten Castra Vetera und andere Waffenplätze der 
Römer am Rhein; aber mit Hülfe der treugebliebenen gallischen Stämme 
gelang es den Römern, die Bataver, an deren Spitze der ehrgeizige Clau- 
dius Civilis stand, durch Verhandlungen wieder in das frühere Ver¬ 
hältnis der Bundesgenossen zurückzuführen. Die rechtsrheinischen Germanen 
wurden durch einige Streifzüge der Römer erschreckt; auf einem derselben 
wurde die Veleda gefangen genommen. 
2. Eine Besetzung des rechtsrheinischen Gebietes am Riederrhein @re®e* aa 
kam nicht mehr in Frage. Der jüngere Sohn Vespasians, Domitian, (limes). 
bemühte sich, die von Drnsus angelegten Befestigungen am Rhein zu ver¬ 
stärken und die Strecke vom Mittelrhein bis zur oberen Donau durch eine 
zusammenhängende Befestigung zu sichern. Sein Plan wurde von 
Trajan fortgeführt und von Hadrian vollendet. Der Kaiser Caracalla 
verstärkte die Befestigungen. Der Grenzwall lief von Rheinbrohl bei Neu- 
Wied über den Westerwald und Taunus bis nach Aschaffenburg am Main. 
über Lorch (Württemberg) zum Hohenstaufen und von da bis zum Einfluß 
der Altmühl in die Donau. In diesem Grenzlande zwischen Oberrhein 
und Donau wurden römische Veteranen angesiedelt, die den zehnten Teil 
des Ertrages abliefern mußten (Zehntland). 
3. Durch den festen Abschluß der Grenze war es den Germanen 
unmöglich, nach Westen und Süden weiter vorzudringen. So wurden sie der Römer 
erst jetzt recht seßhaft. Diese größere Seßhaftigkeit förderte die Kultur, Germanen, 
die durch friedlichen Verkehr mit den Römern mächtig angeregt 
wurde. Neben den Standlagern der Legionen ließen sich römische Kauf- 
leute nieder, so entstanden blühende Städte bei Castra Vetera (Tanten), 
Novaesium (Neuß), Golonia Agrippinensis (Cöln), Castellum (Kastel) 
gegenüber der alten Keltenstadt Mogontiacum (Mainz), ferner Argento- 
ratum (Straßburg), Confluentes (Coblenz). Bonna (Bonn), Augusta 
Treverorum (Trier), Aquae Calidae (Aachen). Aquac Mattiacae (Wies¬ 
baden) u. a. Von diesen Städten ans durchzogen römische Kaufleute 
das Innere Deutschlands; aber auch die Germanen gingen über den Rhein 
oder den Grenzwall und lernten dort die verfeinerten Lebensverhältnisse 
der Römer kennen. Die Römer wurden die Lehrmeister im Ackerbau, 
Garten- und Weinbau, von den Römern lernten die Germanen steinerne 
Häuser errichten. Zahlreiche Lehnwörter gehen auf römischen Ursprung 
zurück, z. B. Wein (vinum), Kelter (calcatura), Kirsche (cerisia), Pfirsich 
(persicum). Krone (corona), Mauer (inurus), Ziegel (tegula) u. a. 
Auch die Römer hatten die Germanen schätzen gelernt und zwar 
besonders als Krieger. Deshalb veranlagten sie sie, als Söldner in die 
römischen Legionen einzutreten. Bald bestand ein großer Teil der Grenz- 
tnippen und auch die Leibwache der Kaiser aus Germanen. Viele von
	        
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