Innere Geschichte, vornehmlich Deutschi., vom Interregnum bis z. Reformation 163
seines Gehalts; die anderen Lehrer wählte meist der Rektor. Doch
standen die Leistungen dieser Schulen ziemlich tief, da die Unter¬
richtenden selbst oft nur die allernotdürftigste Universitätsbildung
besaßen, auch wohl ältere Schüler den Lehrer ersetzten. Fast nur
die namentlich am Niederrhein blühenden Schulen der „Brüder vom
gemeinsamen Leben (§ 153) machten eine rühmenswerte Aus¬
nahme von dieser Regel. Vielfach fand man auf den Lateinschulen
auch arme Schüler, die kein Schulgeld entrichteten; als Kurrende¬
sänger pflegten sie sich dann wohl ihren Unterhalt zu erwerben. Die
Unterrichtssprache dieser Lateinschulen war ein freilich recht barba¬
risches Latein, dessen Gebrauch man sogar in der untersten Klasse
zu erzwingen suchte.
Weil diese Anstalten also auf die praktischen Bedürfnisse des
Lebens keine Rücksicht nahmen, entstanden hier und da bereits im
14., mehr noch im 15. Jahrhundert auch „deutsche Schreibschulen“, schreib-
wo die Handwerkerkinder Lesen, Schreiben und bald auch Rechnen schulen
lernten. Bisweilen gründete sie die Stadt, oft auch Privatleute,
deren Anstalten man dann wegen ihrer Kleinheit „Winkel-“ oder
„Klippschulen“ zu nennen pflegte. Auch für die weibliche Bildung
sorgten derartige Schulen, an deren Spitze „Lehrfrauen“ erscheinen.
§ 151. Die Erweiterung der Bildung und die Buehdruckerkunst.
Das Bedürfnis, die sich steigernde Bildung weiteren Kreisen zugäng¬
lich zu machen, rief die Erfindung der Buchdruckerkunst hervor.
In Ostasien kannte man den Druck mit Lettern schon im 14. Jahr¬
hundert ; es gab schon um 1400 ein westeuropäisches Druckergewerbe,
das mit Holz- oder geschnittenen Metalltafeln Heiligenbilder und dazu
gehörige Schrifterläuterungen vervielfältigte und durch eine Reihen¬
folge solcher Tafeln auch Bücher zu drucken verstand.
Die entscheidende Verbesserung erfand aber erst um
der Mainzer JohannGutenberg, indem er die zerlegbaren
Metallettern und deren Guß einführte. Von Mainz aus verbreitete sich kunst
die „deutsche Kunst in alle Länder. Die bisher fast unerschwinglichen
Bücher, für die man sich alsbald auch an Stelle des teueren Perga¬
ments die neue Erfindung des Lumpenpapiers nutzbar machte,
wurden wesentlich billiger; auch der schöne, gleichmäßige Druck
und die Vermeidung der zahllosen in den alten Handschriften
üblichen Abkürzungen machten sie überall beliebt.
So entschied die neue Erfindung den Sieg der Laienkultur
über die mittelalterliche Kultur der Geistlichen. Während bei den
Fürsten des 15. Jahrhunderts nur ausnahmsweise Bildung anzutreffen
war, eroberten sich in der folgenden Zeit wissenschaftliche und künst¬
lerische Interessen auch diese Kreise; und andererseits berichtet schon
um 1500 eine Mainzer Chronik: „Alles wül jetzt lesen und schreiben.“ derrbrBuchg
Die Zahl der jährlich im Druck erscheinenden Bücher, die sich meist
1450
Erfindung
der Buch¬
drucker-