Kromwell Protektor.
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gesetzlichen Termine heimzuschicken. Die Folge davon war eine über das
ganze Reich verzweigte realistische Verschwörung, die aber Kromwells
Wachsamkeit nicht zum Ausbruche kommen ließ und zu strengeren Ma߬
regeln gegen die Royalisten führte.
Darauf ließ er 1656 ein zweites Parlament wählen, das für ihn
günstiger ausfiel. Es erklärte die Stuarts der Krone verlustig, jeden
Anschlag gegen den Protektor als Hochverrath und trug ihm endlich die
Krone an. Mit schwerem Herzen schlug sie Kromwell aus, denn er
konnte sich darüber nicht täuschen, daß die Soldaten keinen König dul¬
den würden. Dafür bewilligte ihm das Parlament die Wahl seines
Nachfolgers, ein regelmäßiges Staatsbudget, nahm ihm aber das Recht
der willkürlichen Gesetzgebung (das Veto des Parlaments war nur auf
20 Tage giltig gewesen), der Ausschließung mißliebiger Parlamentsmit¬
glieder, und stellte das Oberhaus wieder her. Am 26. Juni beschwor
Kromwell die revidierte Verfassung feierlich. Aber das Parlament vom
20. Juni 1657 trat abermals gegen ihn auf, indem es die Gesetzlichkeit
der Protektoratsgewalt untersuchte; dafür machte ihm Kromwell heftige
Vorwürfe und löste es bereits am 4. Februar 1658 wieder auf. Un¬
zufriedenheit und neue Verschwörungen erbitterten und ängstigten den
Protektor, der zu dem Leben eines Tyrannen verurtheilt war; er schlief
nie mehrmals nacheinander in einem und demselben Zimmer, umgab
sich mit Wachen, trug einen Panzer unter seinem Kleide und war
für jedermann schwer zugänglich; dies dauerte bis an seinen Tod, der
noch im gleichen Jahre erfolgte.
Kromwell machte England dem Auslande so furchtbar, wie es noch
unter keinem Könige gewesen war. Am schwersten traf er die Hollän¬
der, obwohl sie republikanisch und glaubensverwandt waren. Der erste
englische Gesandte wurde im Haag von geflüchteten Royalisten ermordet
und der zweite gröblich beleidigt; England verlangte die Ausweisung der
Royalisten und als die Generalstaaten darauf nicht eingingen, erklärte
es den Krieg. Anfangs waren die Holländer unter ihren Seehelden
Ruyter und Tromp den Engländern überlegen; diese erhielten aber in
dem einfachen, strengen Republikaner Blake einen Admiral, welcher für
die englische Flotte die Reihe jener großen Triumphe eröffnete, die bis
heute fortgedauert haben. In einer dreitägigen Schlacht, 18., 19. und
20. Februar 1653, besiegte Blake die holländischen Admirale Tromp und
Ruyter, und Blake und Monk, der vom General zum Admiral gewor¬
den, gewannen am 31. Juli des gleichen Jahres die Schlacht von North-
fareland, in welcher Tromp getödtet wurde. Die Generalstaaten schloßen
Frieden (15. April 1654) und mußten sich die vom englischen Parla¬
mente gegebene Navigationsakte gefallen lassen; dieselbe verordnete,
daß bei Strafe der Konfiskation von Schiff und Ladung Ausländer fer-