162 Englische Revolution. Zeitalter Ludwigs XlV. rc.
men und Verden, Pfalzneuburg, beiden Hessen und Braunschweig „zur
Erhaltung des westfälischen Friedens und gegenseitiger Verteidigung"
abgeschlossen. Warum Deutschland nicht einschreitet, wenn Ludwig die
Niederlande wegnimmt, läßt sich aus diesen Aktenstücken recht wohl begreifen.
Erster spanischer Krieg (1667 — 1668).
Als Philipp IV. (1621 — 1665) gestorben war, sprach Ludwig
im Namen seiner spanischen Gemahlin die Niederlande an nach dem
in denselben geltenden Devolutionsrechte (bei Privaterbschaften). Fast
ohne Schwertstreich eroberte der König in eigener Person die Franche-
komts, nach der es Ludwig XI. 1477 so sehr gelüstet hatte, seine Mar-
schälle aber drangen in die spanischen Niederlande ein und nahmen eine
feste Stadt nach der andern weg; denn das heruntergekommene Spanien
konnte keine Heere mehr aufstellen, und die Holländer waren ebenso we¬
nig gerüstet und suchten vorerst Zeit zu gewinnen, daher der Großpen¬
sionär (der Präsident der Republik) Johann de Witt mit. Ludwig
einen Vertrag zur Theilung der spanischen Niederlande unterhandelte.
Aber in der Stille arbeitete er an einem andern Werke, wobei ihn der
englische Gesandte William Temple getreu unterstützte: England
und Holland schloßen mit Schweden die sogenannte Tripelallianz,
welche den französischen König zum Frieden nöthigte. Er gab die Fran-
chekomtv heraus, behielt aber den bereits eroberten Theil von Flandern
mit Charleroi, Ath, Oudenarde, Douay, Tournai und Lille, das von
Vauban zu einer Hauptfestung umgeschaffen wurde (Aachener Friede
vom 2. Mai 1668).
Krieg gegen Holland (1672).
Wie einst der König der Könige, Darms Hystaspis, es den Athe¬
nern nicht verzeihen konnte, daß sie ihm Sardes verbrannt hatten, ebenso
erzürnt war Ludwig XIV., der den Beinamen des Großen angenommen
hatte, gegen die Republik Holland, weil sie es gewagt hatte seinen Sie¬
geslauf zu hemmen; aber vorsichtiger als der asiatische Großkönig berei¬
tete Ludwig alles so vor, daß ihm nach menschlicher Berechnung die
ausersehene Beute nicht entgehen konnte. Unter den deutschen Herren
mißtraute er dem großen Kurfürsten Friedrich Wilhelm von Bran¬
denburg, daher schloß er einen Bund mit Schweden, das mit dem
Brandenburger wegen Pommern in gespannten Verhältnissen war, um
es gegen ihn loszulassen, sofern er sich gegen Frankreich rühren würde.
Den König Karl von England erkaufte er mit einigen Millionen, so
daß dieser nicht nur für den ehemaligen Tripelallierten nicht einschritt,
sondern sich selbst zum Kriege rüstete. Spanien war nicht zu fürchten
und Deutschland war bereits geködert. In Wien nämlich hatte er den