226 Von der Zeit von Rudolf von Habsburg bis zu Maximilian I.
aus. Auf dem von dem Fuhrwerk umgebenen Platz waren die
Spieße und andere Waffen aufgepflanzt, mit den Fahnen dazwischen,
bei denen Wachen standen. Befand sich das Lager an einem Flusse,
so wurde die Wagenburg in einem Halbkreise angeordnet, an seinem
Ufer wurde dann der Galgen aufgerichtet. Eine Ecke nahm der Pro¬
viant ein: Schlachtvieh, Säcke mit Mehl, Fässer mit Getränken; an
verschiedenen Stellen wurde im Freien in großen und kleinen Kesseln
gekocht. Den übrigen Raum bedeckten die Hütten und Zelte der
Landsknechte und Marketender, in deren Mitte im Kreise die größeren
Zelte der Offiziere und Beamten standen. Dazwischen war ein buntes
Treiben von Landsknechten, Pferden, Wagen, Troß u. s. w., da zechte
und spielte und schlug man sich auch wohl.
Gegen Franzosen und Türken waren die Landsknechte in ihrem
Element. Sie rühmten sich, im Jahre 1529 Wien vor den Barbaren
des Ostens gerettet zu haben, vor denen außer ihnen ganz Deutsch¬
land zitterte. Nur zu oft aber haben deutsche Landsknechte gegen ein¬
ander gefochten, sei es in den inneren Kriegen, sei es, daß Scharen
von ihnen den Franzosen dienten. Nie aber war die gegenseitige Er¬
bitterung so groß, als wenn die deutschen Landsknechte ihren Stammes¬
und Sprachgenossen, den Schweizern gegenüberstanden. Da gab es
keine Gnade und kein Erbarmen. In den furchtbaren Blutbädern auf
Italiens heißem Boden erreichte der Waffenruhm der Landsknechte
seine höchste Spitze. Aber nicht lange danach begann bereits die
Entartung, die sich in wachsendem Saufen, Spielen, Fluchen und
anderen Ausschweifungen, sowie in steter Abnahme der Zucht und
Tapferkeit kundgab. Noch vor dem Ende des 16. Jahrhunderts sind
dann die Landsknechte der vervollkommneten Feuerwaffe zum Opfer
gefallen.
5. Maximilians Familienverbindungen. In seinen auswärtigen
Kämpfen hatte der Kaiser wenig Glück; er konnte nicht verhindern,
daß Neapel an Spanien kam und Mailand von den Franzosen in
Besitz genommen wurde. Er konnte sich nicht einmal zum Kaiser
krönen lassen, weil ihm die Venetianer den Durchzug durch ihr
Gebiet verwehrten; er nannte sich deshalb mit Zustimmung des
Papstes „erwählter römischer Kaiser." Aber durch günstige Familien¬
verbindungen vergrößerte er seine Hausmacht. Sein Sohn Philipp
der Schöne von Österreich vermählte sich mit Johanna, der Tochter
und Erbin Ferdinands des Katholischen von Spanien. Als Philipp
unerwartet früh starb und seine Gemahlin von Geistesstörung befallen