Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

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Zeitalter der Revolution. 
legte dem Lande ungeheure Brandschatzungen auf, während seine Gene¬ 
rale und Beamte auf eigene Faust plünderten. Die Rheinbundstruppen 
unter Vandamme nahmen die Festungen in Schlesien und hausten in 
diesem Lande so brutal und spitzbübisch, daß sie die Franzosen noch um 
vieles übertrafen. Aus der Mark Brandenburg ging der Siegeszug 
nach Polen; Danzig vertheidigte der alte Kalkreuth wacker, mußte es 
aber an Lefebvre übergeben, der zum Lohne den Titel „Herzog von 
Danzig" erhielt. Im November rückten die französischen Heere in Polen 
ein und lieferten am 26. Dezember den Russen bei Pultusk und Go- 
lymin mörderische aber nichts entscheidende Treffen. Denn Alexander 
von Rußland hatte zu den Waffen gegriffen, weil Napoleon die Türken 
ermuthigte und durch sein Vorrücken an die Weichsel Polen wieder her¬ 
zustellen drohte. Seine Heere kamen jedoch wie 1805 nach der voll¬ 
ständigen Niederlage der Bundesgenossen an. Am 2. Januar 1807 zog 
Napoleon in das jubelnde Warschau ein; den 8. Februar wurde bei 
Preußisch-Eylau eine entsetzliche Schlacht geliefert, die beiden Theilen 
60,000 Mann an Todten und Verwundeten kostete; die Tapferkeit der 
wenigen Preußen unter l'Estocq rettete die Russen von einer Nieder¬ 
lage; beide Theile schrieben sich den Sieg zu und ihre Erschöpfung hatte 
eine viermonatliche Waffenruhe zur Folge, während welcher die meisten 
preußischen Festungen vollends fielen; nur Kourbiöre hielt Graudenz, 
Gneisenau Kolberg. Am 14. Juni, dem Jahrestage der Schlacht von 
Marengo, erfocht Napoleon, wiewohl mit großen Opfern, bei Fried¬ 
land einen entscheidenden Sieg. Am 25. Juni kam er mit Alexander 
auf dem Niemen zusammen und schon am 7. Juli schloßen sie Frieden 
und Freundschaft. Am 9. wurde zu Tilsit auch Preußen Friede ge¬ 
schenkt; es verlor an Rußland den Bialystocker Kreis; aus dem andern 
preußischen Polen formte Napoleon das Großherzogthum Warschau, 
mit welchem die polnische Nation abgefunden wurde, denn Napoleon 
durfte Polen nimmermehr Herstellen, wenn er mit Rußland Freundschaft 
haben wollte. Zum Großherzog von Warschau wurde der König von 
Sachsen ausersehen; er hatte zwar seine Truppen auf das Schlachtfeld 
von Jena geschickt, aber Napoleon erhob ihn dennoch zum Könige, denn 
wie er gegen Oesterreich Bayern vergrößerte, so gegen Preußen Sachsen. 
Preußen verlor ferner außer den polnischen Provinzen all sein Gebiet 
zwischen Rhein und Elbe und mußte 145 Millionen Fr. Kontributionen 
bezahlen, bis zu deren Abtragung die wichtigsten preußischen Festungen 
von den Franzosen besetzt bleiben sollten, und durfte nicht über 45,000 
Mann Soldaten halten. Der Kurfürst von Hessenkassel verlor sein 
Land, weil er 15,000 Manu aufgestellt hatte, neutral blieb und aus 
seinen Wünschen für Preußen kein Geheimniß machte. Auch Haus Braun¬ 
schweig (der unglückliche Herzog starb auf dänischem Boden an seiner
	        
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