Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

Portugal und Spanien von den Franzosen besetzt. 361 
lich ihren Mittelpunkt in Oporto fanden, wo sich das spanische Hilfs¬ 
korps, das Godoy den Franzosen gestellt hatte, empörte. 
Die französische Herrlichkeit war in Portugal von sehr kurzer Dauer; 
die Engländer eröffneten „den Krieg auf der Halbinsel", in¬ 
dem sie den Herzog von Wellington mit einem Heere von 18,000Mann 
nach Portugal schickten. Dazu ermuthigte sie die Wendung der Dinge in 
Spanien. Dieses Land hatte seit 1795 mit Frankreich verbündet gegen 
England einen unglücklichen Seekrieg geführt und viele seiner kleineren 
Kolonieen verloren. Das Volk wurde des Krieges und Bündnisses 
müde, und 1806 machte Godoy Miene von Frankreich abzufallen. Die 
Siege von Jena und Fricdland schüchterten ihn aber so ein, daß er mit 
Napoleon das Bündniß gegen Portugal schloß, um so bereitwilliger, 
als ihn der französische Kaiser mit einem Stück von Portugal köderte, 
welches er ihm als souveränes Fürstenthum versprach. Die Franzosen 
erhielten freien Durchzug nach Portugal, ein kleines Korps zur Unter¬ 
stützung, und 10,000 Mann unter Romana wurden in die Dienste Na¬ 
poleons gegeben, gleichsam als Unterpfand der Treue. Aber Napoleon 
schickte nicht bloß das Korps unter Junot nach Portugal, er stellte all- 
mählig in einer zusammenhängenden Linie 100,000 Mann in Spanien 
auf, und jetzt sahen der Friedensfürst und die Königin, was Napoleon 
eigentlich im Schilde führe. Godoy kannte das spanische Volk zu sehr, 
als daß er erwarten durfte, es werde sich gutwillig dem fremden Macht¬ 
gebote fügen, und da er als der Urheber des Bundes mit Frankreich 
bekannt war, so fürchtete er von der Volkswuth das äußerste. Darum 
beredete er König und Königin, vorerst nach Sevilla und von da nach 
Amerika zu entfliehen, Spanien aber sich selbst und dem Kronprinzen 
Ferdinand zu überlassen, die dann Zusehen möchten, wie sie mit den 
Franzosen fertig würden. Allein die Zurüstungen zur Abreise blieben 
nicht unbemerkt, in Aranjuez und Madrid fanden Volksaufläufe statt, 
und der König dankte zu Gunsten des Kronprinzen ab, um seinen Lieb¬ 
ling Godoy vor der Volkswuth zu schützen (19. März 1808). Ferdi¬ 
nand bezeigte sich gegen Napoleon sehr zuvorkommend, bat ihn um An¬ 
erkennung seiner Thronbesteigung und um die Hand einer kaiserlichen 
Verwandtin, aber Napoleon verachtete seinerseits Ferdinand und zudem 
gehörte es in seinen Plan, Spanien zu einem Lehensstaat zu machen 
und statt des Bourbonen einen Napoleoniden einzusetzen, damit es ein¬ 
mal in der That keine Pyrenäen mehr gebe. Den König Karl reute 
seine Abdankung alsbald, so daß er und Godoy sich klagend an Napo¬ 
leon wandten. Dieser lud sie nach Bayonne ein und bewog auch 
Ferdinand dahin zu kommen, obwohl ihm das Volk von Madrid die 
Pferde ausspannte, weil es die napoleonische Politik durchschauend ihn 
an der Abreise hindern wollte. Die beiden Parteien, Eltern und Sohn,
	        
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