Ulrich Zwingli in Zürich.
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erschienen aber keine bedeutenden Gegner, und Zwingli brachte einige
Mönche, die sich an ihn wagten, mit leichter Mühe zum Schweigen.
Nun beschloß der Rath, Zwingli möge fortfahren, nach dem Evangelium
zu predigen und alle Menschensatzung weglassen. Bald folgten Städte
und Dörfer Zürichs Beispiel und verlangten von ihren Geistlichen das
„reine, lautere Wort Gottes"; die bevogteten Landschaften aber glaubten,
nun sei die Zeit gekommen, wo sie-als freie Landsleute in die ewigen
Bünde eintreten könnten, welchen Glauben sie jedoch bald aufgeben
mußten. Im Jahre 1525 schaffte der Rath in Zürich die Prozessionen
ab, hob die Klöster auf, ließ die Bilder aus den Kirchen bringen, die
Wandgemälde übertünchen, die silbernen und goldenen Kirchenzierden aus¬
münzen und den katholischen Gottesdienst bei Strafe verbieten. In den
meisten Orten aber ging es nicht so ruhig ab; dort stürmte das Volk
in die Kirchen, zerschlug die steinernen Bilder, warf sie in Seen und
Flüsse, und was brennen konnte, wurde auf große Haufen zusammen¬
geschleppt und unter lautem Jubel verbrannt. Besonders eifrig zeigte
sich St. Gallen, wo auf dem Brühl die Werke uralter Kunst ver¬
brannt und die Leiber St. Galls und Notkers spurlos beseitigt wurden.
Ebenso Schaffhausen; denn hier war eine uralte Abtei, Allerheiligen,
der die Stadt fast so viel verdankte, als St. Gallen seinem Stifte; auch
Basel trat bald zu der Reformation, denn es hatte einen Bischof, der
noch nicht alle fürstlichen Rechte verloren hatte; hier wirkte Oekolam¬
pad ius aus Weinsberg, Zwinglis Freund. Beiden warf Dr. Eck, der
in Leipzig mit Luther und Karlstadt disputiert hatte, den Handschuh
hin; die Disputation fand (1526) zu Baden im Aargau statt und
dauerte mehrere Tage; Zwingli war nicht erschienen und wie in Leipzig
entschied sich der Sieg für Eck, ohne daß er Folgen hatte; so günstig
war die Stellung der angreifenden Reformatoren gegenüber einem Kle¬
rus, der so viele unwissende und üppige Mitglieder zählte. Noch hatte
sich Bern nicht entschieden und beide Theile boten alles auf sich diese
Stadt zu erhalten oder zu gewinnen, denn von ihr schien der Sieg oder
die Niederlage der Reformation in der Schweiz abzuhängen. Der Rath
schwankte lange; die Worte des konstanzischen Generalvikars Faber: „jetzt
geht es an die Pfaffen und später an die Junker", der deutsche Bauern¬
krieg und ähnliche Erscheinungen machten die Rathsherren, welche wie
die Bürgerschaft in der Mehrheit der Reformation geneigt waren, für
einige Zeit stutzig. Doch überwog der Zug der Zeit und die Berechnung
des Gewinnes für die Selbstherrlichkeit des Staates jene Bedenken und
es wurde eine Disputation ausgeschrieben; dieselbe dauerte ziemlich lange
und auch hier waren die anwesenden katholischen Geistlichen (es war
kein namhafter Gelehrter erschienen) nicht im Stande, die Lehren, Ein¬
richtungen und Gebräuche ihrer Kirche mit Nachdruck zu vertheidigen; so