Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

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Die Zeit von 1815 bis 1857. 
thümer seien durch Vertrag untrennbar verbunden, was Dänemark ent¬ 
schieden bestritt und jedenfalls bei unparteiischer Prüfung schwer zu er¬ 
weisen sein dürfte. Christian VIII. starb den 20. Januar 1848, ihm 
folgte sein Sohn Friedrich VII., der schon am 28. eine vorläufige 
Verfassung für den Gesammtstaat Dänemark, also auch für die Herzog- 
thümer, zu erlassen für gut fand. Diese wählten zwar endlich Depu¬ 
tierte zu dem vereinigten dänischen Landtage, aber nur, daß sie gegen 
die Gesammtverfassung protestieren und eine gemeinsame Verfassung für 
die beiden Herzogthümer verlangen sollten. Die Pariser Revolution im 
Februar hatte eine Märzbewegung (21.) in Kopenhagen und ein Mini¬ 
sterium (Kasinoministerium) aus der dänischen Partei zur Folge, welche 
Schleswig Dänemark vollständig inkorporieren, dagegen Holstein isoliert 
stehen lassen will (Eiderdänen); eine Deputation der Herzogthümer er¬ 
hielt ungünstigen Bescheid und zugleich wurde eine beträchtliche Truppen¬ 
zahl nach Schleswig dirigiert. Darauf erhob sich Holstein, Kiel voraus, 
die holsteinischen Truppen schloßen sich an und der Prinz Friedrich 
von Augustenburg-Noer entriß den Dänen durch Ueberrumpelung 
die wichtige Festung Rendsburg. Weil der König-Herzog nicht frei sei, 
sondern sich in der Gewalt einer Partei befinde, setzte man eine provi¬ 
sorische Negierung (Graf Neventlow, Beseler) ein, rüstete mit aller 
Anstrengung und schickte die aus 7000 regulären Soldaten und Frei¬ 
willigen bestehende Streitmacht nach Schleswig, die am 8. und 9. April 
bei Bau und Flensburg von den doppelt so starken Dänen geschlagen 
wurde, worauf sie ihnen ganz Schleswig überlassen mußte. In Folge 
des Bundesbeschlusses vom 3. April rückte ein preußisches Korps unter 
Wränget ein, schlug die Dänen am 23. bei Schleswig, erstürmte 
das Dane wirke (alte Dänenschanzen gegen die Deutschen), wobei sich 
besonders die Bataillone auszeichneten, welche der Märzrevolution in 
Berlin auf den Leib gegangen waren. Im Mai besetzten die Preußen 
ganz Jütland, aber nun erschienen am 8. Juni schwedische Truppen 
auf Fühnen, schwedische und norwegische Freischaaren gesellten sich den 
Dänen bei, wie auch deutsche Freischaaren für die Herzogthümer fochten 
und zum Theil unter dem bayerischen Offizier von der Thann treff¬ 
liche Dienste leisteten. Das schwedische Korps auf Fühnen deutete vor¬ 
läufig an, daß die europäischen Mächte zur Intervention für Dänemark 
entschlossen und keineswegs geneigt seien, die durch das deutsche Vor¬ 
parlament dekretierte Aufnahme Schleswigs in den deutschen Bund gelten 
zu lassen. Die deutsche Centralgewalt (Reichsverweser und Reichsmini¬ 
sterium) gab Preußen die Vollmacht zu Unterhandlungen, und durch 
die Vermittlung Schwedens kam am 26. August der Waffenstillstand 
zu Malmö zu Stande, in Folge dessen Jütland geräumt wurde und 
die Dänen auch ihre verschanzte Stellung bei Düppel, den Brückenkopf
	        
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