Full text: Geschichte der neuen Zeit für Mittelschulen und zum Selbstunterricht (Theil 3)

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Die Zeit von 1815 bis 1857. 
Juni den 12,000 Mann starken Nest der anatolischen Armee der Pforte 
in Kars einschloß und auf dem Punkte war, die Festung durch Hunger 
zur Ergebung zu zwingen, als er am 29. September einen Sturm un¬ 
ternahm, der ihn über 6000 Mann an Todten und Verwundeten kostete. 
Er setzte aber die Belagerung dennoch fort und ließ sich auch nicht stören, 
als Omer Pascha Mingrelien bedrohte. Nach dem Falle von Seba- 
stopol erlaubte es nämlich Pelissier, daß ein Theil der türkischen Streit¬ 
kräfte nach Asien gebracht wurde; mit ihnen sollte Omer Pascha Kars 
entsetzen, das die Verbündeten unbegreiflicher Weise ganz seinem Schick¬ 
sale überlasten hatten. Es war aber schon Oktober und deßwegen der 
Marsch über das armenische Hochland für den Pascha eine Unmöglich¬ 
keit, daher derselbe von Sukumkale aus gegen Kutais in Mingrelien vor¬ 
drang , um Murawiew für Tiflis besorgt zu machen. Omer Pascha schlug 
(6. November) eine russische Abtheilung am Ingur, rückte bis zwei Tag¬ 
märsche von Kutais vor, sah sich aber durch Mangel an Lebensmitteln 
und durch Unwetter genöthigt, wieder aus Sukumkale und Batum zurück¬ 
zugehen, zumal die mingrelische Bevölkerung zu den Waffen gegriffen 
hatte und die kaukasischen Bergvölker sich beinahe ganz auf die Rolle des 
Zuschauers beschränkten. Von diesen hatte man erwartet, daß sie ins- 
gesammt gegen die Russen aufstehen würden; aber Schamyl, der mit 
seinen Tschetschenzen im östlichen Kaukasus den Russen schon so manchen 
Schlag versetzt hatte, regte sich kaum, und die westlichen Kaukasier, die 
Abchasen, Tscherkessen re. vereinigten sich selbst zu keinem allgemeinen 
Angriffe auf die russische Liuie, als im Sommer die englisch-französische 
Flotte an der Küste hinfuhr, die Russen die Küstenforts und selbst Anapa 
räumten, und unterstützten jetzt Omer Pascha nur mit einigen hundert 
Reitern, die er wegen ihrer Räubereien wieder entlassen mußte. Kars 
kapitulierte jedoch erst am 27. November; die regelmäßigen Truppen der 
Besatzung wurden kriegsgefangen, die 6000 Redifs (Landwehr) entlas¬ 
sen; sie kamen aber größtentheils auf dem Heimwege durch Hunger und 
Kälte um. Im Frühjahre 1856 hätte also Murawiew auf Erzerum 
marschieren können, ehe Omer Pascha ihm nur den Weg vertreten konnte; 
aber dies Frühjahr brachte den Frieden. 
Friede zu Paris (30. März 1856). Äer Hat Humayum (21. Februar). 
Oesterreich, das durch die Aufstellung seiner großartigen Streitmacht 
an den Gränzen gegen Rußland schwere Opfer brachte und schon aus 
diesem Grunde die endliche Entscheidung herbeizuführen sich entschließen 
mußte, erneuerte seine Friedensvorschläge und fand bei Napoleon III. 
bereites Gehör; denn der militärischen Ehre Frankreichs war genug ge¬ 
schehen, die Türkei vorläufig gegen einen neuen Angriff geschützt, der 
Trotz Rußlands gebrochen; was hatte Frankreich an der Fortsetzung
	        
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