Die Hugenotten in Frankreich.
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zu Vorbereitungen zu einem entscheidenden Kampf benützt. Europa er¬
kannte, daß der Sieg der Hugenotten in Frankreich der Sieg des Pro¬
testantismus in Europa sein würde. König Heinrich III. aber hatte seine
Unfähigkeit bewiesen — die Liga (das katholische Frankreich) selbständig
anzuführen, während er doch zu ehrgeizig war, um den Guisen die Lei¬
tung in seinem Namen zu überlassen. Darum schloßen die Guisen mit
Spanien ein geheimes Bündniß für Angriff und Vertheidigung, zum
Schutze der katholischen Religion und zur Ausrottung der Ketzerei, wäh¬
rend Heinrich von Navarra einen Bund aller Protestanten und die Aus¬
söhnung der Lutheraner und Kalvinisten zu bewirken suchte. Heinrich III.
aber zeigte auch ferner Schwäche und Zweideutigkeit; die aufständischen
Niederländer trugen ihm die Krone an; diese schlug er zwar aus, sagte
ihnen aber Hilfe zu und verbot zugleich in Frankreich alle Truppen¬
bewegungen. Darum bekümmerten sich die Ligisten nicht und begannen
den Krieg gegen die Hugenotten auf eigene Faust (1585). Noch ein¬
mal stellte sich der König, von seiner Mutter bewogen, an die Spitze
der Ligisten und nahm durch ein Edikt alle Begünstigungen zurück, welche
er den Hugenotten früher bewilligt hatte, lähmte aber durch seine Eifer¬
sucht gegen die Guisen den Gang des Krieges und 1587 siegten die
Hugenotten unter Heinrich von Navarra in der Schlacht von Kontras.
Dagegen sagte der Herzog von Guise ein 40,000 Mann starkes deutsch¬
protestantisches Söldnerheer, das in Frankreich arg gehaust hatte, nach
Deutschland zurück; und er hätte es vernichtet, wenn der König nicht
dazwischen getreten wäre, lautete die Anklage der Ligisten. Um diese
Zeit bildete sich eine zweite Liga, ein dirigierender Ausschuß der 16
Quartiere von Paris, und diese Pariserliga trat mit der großen in die
genaueste Verbindung. Man beschloß den König aufzuheben; dieser
wurde aber gewarnt und umgab sich mit den Schweizern und den Gar¬
den. Da erfanden die Pariser die Barrikaden und schloßen die Truppen
wie mit einem Netze ein; der König befand sich in der Gewalt der
Liga, allein-der Herzog Heinrich von Guise wagte es nicht den
König abzusetzen. Dieser entfloh verkleidet nach Chartres und hatte nur
noch die Wahl, ob er sich den Hugenotten in die Arme werfen oder den
Ligisten ergeben wollte. Er schien das letztere zu wählen; durch ein
Edikt schloß er jeden nichtkatholischen Prinzen von der Thronfolge aus,
versprach die schärfsten Maßregeln gegen die Hugenotten und ernannte
den Guisen Heinrich zu seinem Generalissimus mit unumschränkter Voll¬
macht (1588 den 12. August), ließ ihn aber am 23. Dezember in seinem
Vorzimmer, den folgenden Tag seinen Bruder, den Kardinal, ermorden
und alle angesehenen Ligisten gefangen setzen. Da empörten sich aber
Paris und fast das ganze katholische Frankreich gegen den König und
dieser wußte keine andere Zuflucht mehr als zu seinem Vetter Heinrich