Die Reformation in Schottland. Maria Stuart.
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Schaffote. Unterdessen dauerten die Religionskriege in Frankreich und
den Niederlanden mit ihrer ganzen Wuth fort, der Prinz von Oranien
wurde in Delft ermordet, die französische Liga und ihr Verhältniß zu
Spanien erfüllte die Protestanten mit der Furcht, es sei auf ihre Ver¬
tilgung abgesehen, und 1585 wurde die Verschwörung des Schotten
Babing ton entdeckt, der die Königin Elisabeth ermorden wollte.
Maria wurde der Mitwissenschaft angeklagt; ihre Papiere wurden mit
Beschlag belegt und sie in das Schloß Fotheringhay gebracht. Ein
Gericht von 47 Pairs übernahm ihren Prozeß und verurtheilte sie zum
Tode (28. Oktober), obwohl sie die beigebrachten schriftlichen Beweise
als unächt erklärte. Vergebens waren die Gegenvorstellungen des fran¬
zösischen und spanischen Hofes, ebenso die des schottischen Königs Jakob,
des Sohnes der auf den Tod angeklagten Königin; Elisabeth wollte ihrer
Furcht los werden und zögerte nur noch, weil die Hinrichtung einer
Königin und Verwandten der Welt doch zu schrecklich erscheinen mußte.
Am 22. November wurde endlich Marien das Todesurtheil verkündet
und dasselbe am 8. Februar 1586 in dem Schlosse durch das Beil mit
drei Streichen vollzogen. Maria war 45 Jahre alt, ihr Haar während
18jähriger Gefangenschaft ergraut; sie betete für ihre Feinde und starb
gefaßt und ruhig, mit dem heil. Sakramente versehen. Elisabeth suchte auch
jetzt noch alle Schuld von sich abzuwälzen; die Verurtheilung schob sie
dem Gerichte zu, und obwohl sie das Todesurtheil unterzeichnet hatte,
strafte sie den Sekretär Davison, weil er dasselbe ohne ihren Befehl aus
der Hand gegeben habe.
Die Hinrichtung Maria Stuarts bewog 1688 den König Phi¬
lipp II. von Spanien, gegen England einen Hauptschlag zu führen.
Elisabeth unterstützte die Hugenotten in Frankreich und namentlich die
abgefallenen Niederländer, Philipp war zudem das Haupt der katholischen
Mächte wie Elisabeth das der protestantischen, daher konnte ein entschei¬
dender Zusammenstoß der beiden nicht ausbleiben; englische Seeräuber,
wie Franz Drake, unternahmen überdies Verwüstungszüge nach den
spanischen Kolonieen. Philipp machte große Rüstungen, aber gegen Eng¬
land waren sie dennoch unzureichend und hätten größere Folgen gehabt,
wenn sie der König gegen die Niederlande gerichtet hätte. Denn das
englische Nationalgefühl flammte nun hell auf, alles eilte zu den Waffen,
die Städte rüsteten Schiffe, die Küsten bedeckten sich mit streitbarer Mann¬
schaft, wobei die englischen Katholiken so viel Eifer als die Protestanten
zeigten, ohne daß sie dadurch den unversöhnlichen Haß derselben zu mil¬
dern vermochten. Die spanische Schiffsmacht, die aus den Häfen der
Halbinsel und den spanisch-niederländischen auslief, konnte sich nicht ver¬
einigen; die große Flotte unter dem Herzog von Medina Sidonia wurde
durch Sturm zerstreut, und die englischen Seehelden Howard von