Türkenkrr'ege. Seeschlacht bei Lepanto. 83
lich, und hätte er die ihm zu Gebote stehenden Kräfte besser benutzt, so
wäre Spanien durch ihn weniger geschwächt worden. Im Jahre 1569
empörten sich die Moriskos und errangen über die uneinigen Feld¬
herren Philipps einige Vortheile; der junge Don Juan d'Austria
(Karls V. natürlicher Sohn) jedoch besiegte sie, und was nicht vernichtet
wurde, mußte sich den königlichen Verordnungen bequemen. Den gleichen
Don Juan schickte er dann mit einer Flotte zur Bekämpfung gegen die
Seeräuber und endlich in die italienischen Gewässer gegen die Türken.
Diese hatten den Venetianern den Peloponnes entrissen und durch die
Eroberung der Insel Kypern (1570—71) entschieden die Oberhand
auf dem Meere gewonnen, obwohl ihnen 1565 der Angriff auf Malta,
den sie vereint mit den Barbaresken unternahmen, nach den blutigsten
Stürmen gänzlich mißlang (Mai bis 11. Septbr.), wobei sich der Gro߬
meister La Valette Parisot unvergänglichen Ruhm erwarb. Die Ver¬
wüstungen, welche sie an den christlichen Küsten anrichteten, waren furcht¬
barer geworden als unter Karl V., den sie zu seinem Nachekrieg gegen Tu¬
nis und Algier bewogen hatten. Die Malteser, der Papst, die Venetianer
und Philipps Unterthanen in Neapel und Sicilien riefen den König von
Spanien unaufhörlich um Hilfe gegen die Türken an. Er schickte endlich
den Don Juan mit der spanischen Flotte, aber mit dem gemessenen Auf¬
träge, dieselbe nicht durch eine Hauptschlacht auf das Spiel zu setzen.
Don Inan traf die Bundesgenossen in dem Hafen von Messina gesam¬
melt, übernahm den Oberbefehl und ordnete alles so an, daß die Flotte
zu einer Schlacht bereit war. Er suchte deu Feiud auf und fand ihn
am Eingänge des korinthischen Meerbusens bei Lepanto (dem alten
Naupaktus) in günstiger Stellung (7. Oktober 1571). Die türkische
Flotte bestand aus 250 Galeeren und 70 Fregatten und Brigantinen;
die spanische aus 210 Galeeren, 23 Transportschiffen und 6 Galeassen;
dazu kam die Hilfsflotte der Venetianer, die einige sehr schwere Schiffe
zählte, einige päpstliche und maltesische Galeeren, so daß Don Juan
fast so stark als der Feind war. Er befahl den Angriff und es ent¬
brannte die größte Seeschlacht der neuen Zeit. Es schlug sich Schiff
gegen Schiff mit dem Geschütze, und Bord an Bord im Schwertkampfe;
hier legte Alerander Farnese seine erste Heldenprobe ab. Nach langem
hartnäckigem Kampfe siegten die Christen; sie verdankten den Sieg ihrer
Tapferkeit und der Anwendung der Kartätschen, welche den Türken da¬
mals noch unbekannt waren. Die Mehrzahl der türkischen Schiffe wurde
in Grund gebohrt oder weggenommen, 130 im Triumphe nach Messina
gebracht; mehr als 15,000 Türken waren in der Schlacht umgekommen,
5000 Christensklaven wurden auf den eroberten Galeeren in Freiheit
gesetzt. Der Sultan Selim II. erschrack, als er die Nachricht von dieser
Niederlage des Halbmondes erhielt und fürchtete einen Angriff auf die
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