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Neue Geschichte. 2. Periode. Deutschland. 
scher Fürst, der in einem protestantischen Lande zur Regierung 
komme, die Katholiken begünstigen und ebenso wenig ein pro¬ 
testantischer in einem katholischen Lande seine Glaubensgenossen! 
Schweden bekam Vorpommern, die Insel Rügen und einen Theil 
des jetzigen Königsreichs Hannover (die Bisthümer Bremen und 
Verden); Frankreich: den Elsaß, Metz, Toul und Verdun; Bran¬ 
denburg: Hinterpommern, das Erzbisthum Magdeburg und die 
Bisthümer Minden, Halberstadt und Camin. Die Rheinpfalz 
wurde dem Sohn Friedrichs V. znrückgegeben und für ihn eine 
achte Kurwürde errichtet, die Oberpfalz dagegen an den Kurfür¬ 
sten von Baiern abgetreten. Auch wurde die Schweiz erst in 
diesem Frieden als eine von Deutschland unabhängige Republik 
anerkannt. 
Da nun der furchtbare Dreißigjährige Krieg vorüber war, 
so hätte man glauben sollen, daß auch der Papst darüber seine 
Freude hätte bezeigen müssen. Aber im Gegentheil erließ der 
heilige Vater der Gläubigen eine Bulle: „Daß er aus aposto¬ 
lischer Machtvollkommenheit diesen Frieden verdamme, vernichte 
und aufhebe." Und noch heute hat bei jeder Gelegenheit der 
Papst den Westphälischen Frieden verdammt. Papst Urban VII. 
hatte kurz vorher die berüchtigte Gründonnerstagsbulle (die am 
Gründonnerstag öffentlich verlesen wird) erneuert. Darin ver¬ 
flucht der Papst noch jetzt in jedem Jahre alle Lutheraner, Cal- 
vinisten und Zwinglianer, desgleichen alle ihre Beschützer und Alle, 
welche ihm nicht Gehorsam leisten. 
1100. Sitten jener Zeit. 
Es ist nicht möglich, hier eine umständliche Schilderung des 
traurigen Zustandes des deutschen Reiches nach dem Dreißigjäh¬ 
rigen Kriege zu geben. Viele Städte und Dörfer waren nicht 
nur abgebrannt und ausgeplündert, sondern von manchen war 
jede Spur ganz verschwunden. Es gab Gegenden, wo meilenweit 
kein Haus, kein Mensch zu sehen war. Von vielen Familien wa¬ 
ren alle Glieder ausgestorben; der Vermögenszustand war bei den 
Menschen ganz zerrüttet und — was das Schlimmste war — 
die Sittlichkeit war äußerst verdorben worden. Aber sobald nur 
Friede war, ging Jeder schnell daran, seine zerstörten Wohnungen 
wieder zu bauen, seine wüsten Aecker anzupflanzen, und bald ge¬ 
wannen Alle die Ueberzeugung, daß wahres Glück doch nur bei 
stiller Religiosität bestehen könne.
	        
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