Der Johanniterorden. Die Tempelherren.
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der Keuschheit und des Gehorsams ab. Als noch ein viertes Ge¬
lübde, die Waffen zur Verteidigung der Religion zu führen, hinzu¬
kam, theilten sich die Ordensmitglieder in 3 Klaffen: a) Priester,
b) Ritter, welche Schwert und Panzer über das Ordenskleid anleg¬
ten, und e) dienende Brüder, welche die Kranken verpflegten. Dieser
Orden verbreitete sich in Filialanstalten über ganz Europa, sein Vor¬
steher hieß Meister, später Großmeister. Nach dem Verluste Palä-
stina's (1291) ließ er sich auf Cypern nieder, eroberte dann f 13101
Rhodus — daher auch Rhodiserritter genannt — behauptete sich
hier gegen die Türken bis 1522 und erhielt vom Kaiser Karl V.
die Inseln Malta, Gozzo und Comino nebst Tripolis in Afrika —
daher auch Malteserritter. — Napoleon nahm Malta 1798 ein,
verlor es aber schon 1800 an die Engländer.
Nach dem Verluste Malta's riß Paul I., Kaiser von Rußland, die Großmci-
sterwürde an sich, um durch den Besitz von Malta einen längst gewünschten Halt¬
punkt im Mittelmeer zu haben, allein die Engländer behielten die Insel trotz der
Bestimmung des Friedens zu Amiens.
2) Die Tempelherren sind hervorgegangen aus einer Ver¬
bindung 9 französischer Ritter 711181 zur Beschützung der Pilger auf
den durch Beduinen und Räuber uilsichern Straßen Palästina's,
welche von ihrer Wohnung, an der Stelle des ehemaligen salomo¬
nischen Tempels, den Namen Templer oder Tempelherren erhielten.
Die Gelübde und die Organisation waren ungefähr dieselben, wie
bei den Johannitern, die Kleidung ein weißer Mantel, mit einem
achteckigen hochrothen Kreuz. Nach dem Verluste Palästina's verleg¬
ten auch sie den Hauptsitz ihres Ordens nach Cypern. Aber schon
bald zwang der habsüchtige Philipp IV. von Frankreich den von ihm
abhängigen und zuerst in Avignon residirenden Papst Clemens V.
auf einem Concilium (zu Vienne) \?A2 die Aufhebung des Tempel¬
herrnordens auszusprechen, weil derselbe sich mehrfacher Ketzereien
und Verbrechen verdächtig gemacht habe und diese auch von dem
Großmeister und vielen Brüdern eingestanden worden seien.
Als der (von Cypern nach Frankreich hinübergelockte) Großmeister, Jakob von
Molay, die Verbrechen des Ordens, welche er früher eingestanden haben sollte, leug¬
nete, ließ Philipp IV. ihn (eben so wie vorher 54 Ordensbrüder wegen verweiger¬
en Bekenntnisses ihrer Jrrthümer) auf dem Scheiterhaufen sterben (1314). .
3) Der deutsche Orden ging hervor aus der Brüderschaft
eines (seit 1128. bestehenden) deutschen Hospitals in Jerusalem für
die Pflege deutscher Pilger, in welche auch deutsche Ritter eingetre-
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