34
Spanien auf dem Gipfel seiner Macht.
landen entlassen wurde (und vor Gram? starb). Schon von seinen
Vorfahren hatte er ganz Spanien, die Niederlande, die österrei¬
chischen Staaten (außer Böhmen und Ungarn), Sicilien, Sardinien
und Neapel, die neu entdeckten westindischen Inseln, die Kolonien
auf der Nordküste Afrika's und die canarischen Inseln geerbt; dazu
erhielt er die deutsche Krone, erwarb das Herzogthum Mailand,
vermehrte die burgundische Erbschaft durch Utrecht, Overyssel und
Gröningen, und in der neuen Welt ließ er die größten unb reichsten
Länder: Mexico, Peru nebst Quito, Chile, Neu-Granada für
sich in Besitz nehmen *). Diese ganze Ländermasse, mit Ausnahme
Deutschlands und der österreichischen Staaten, übertrug er seinem
einzigen Sohne
3. Philipp II. 1556—1598, dem Gemahl der Königin Ma¬
ria von England, der durch sein finsteres, zurückhaltendes, stolzes
Benehmen keineswegs die Liebe seiner Unterthanen, und bei seiner
ausschließenden Vorliebe für Spanien am wenigsten das Zutrauen
der Nebenländer gewinnen konnte. Den von seinem Vater ererbten
Krieg mit Frankreich setzte er mit Hülfe Englands fort und be¬
endigte ihn nach einem zweimaligen Siege des Grafen Lamoral van
Egmond bei St. Quentin und bei Gravelingen, durch den Frieden
zu Chateau Cambresis 1559, demzufolge er gegen Rückgabe
seiner Eroberungen in der Picardie eine Menge befestigter Grenz¬
plätze theils in Italien, theils in den Niederlanden erhielt. Damals
hatte Spanien, dessen Hauptstadt von je^t an Madrid war, den
höchsten Gipfel seiner politischen Macht und seiner geistigen Größe
erreicht, von dem es jedoch schnell wieder herabsank.
Die Erneuerung der schon von Ferdinand dem Katholischen begonnenen, von
Karl V. wiederholten Verfolgung der Mauren, die nicht nur ihrem Glauben,
sondern auch ihren Sitten, ihrer Kleidung, Sprache u. s. w. entsagen sollten, erzeugte
einen zweijährigen Bürgerkrieg, in welchem Grausamkeiten aller Art auf beiden Sei¬
ten verübt wurden.
Die Seemacht der Türken, welche die Plünderung der
italienischen und spanischen Küsten durch die afrikanischen Raubstaaten
begünstigten und den Veuetianern Cypern entrissen hatten, wurde
durch den Sieg bei Lepanto 1571, den Philipp's Bruder Don
Juan d'Austria erfocht, vernichtet, aber der Sieg durch die Eifer-
S. v. Spruner's historisch-geographischer Handatlas 41. Blatt.