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Die ältesten Völker nnd Reiche.
UM 2000 v.,Chr. aus Ur in Chaldäa nach Kanaan answanderte, als
auch seine Familie sich dem Götzendienste zuwandte. Wegen seiner Treue
erkor ihn Gott zum Stammvater desjenigen Volkes, durch welches alle
anderen Völker der Erde gesegnet werden sollten, welche Verheißung Gott
dem Sohne und Enkel Abrahams erneuerte. Seinen Urenkel Joseph
führte ein wunderbares Schicksal nach Aegpten und erhob ihn vom
Sklaven zum königlichen Statthalter; als solcher berief er seinen Vater
und seine Brüder nach Aegypten, wo ihre Nachkommen in 400 Jahren zu
einem Volke heranwuchsen. Ein Theil derselben weidete seine Heerden in
der Landschaft Gosen östlich vom Delta, ein anderer verbreitete sich als
Ackerbauer und Handwerker über Unter- nnd Mittelägypten. Als sie von
einem Pharao der thebäischen Dynastie hart bedrückt wurden,
erweckte Gott den Moses, rüstete ihn mit wunderbarer Kraft aus nnd
ließ durch ihn das ganze Volk aus Aegypten nach der Halbinsel zwischen
den beiden Golfen des rothen Meeres führen, die nach dem Berge Sinai
die sinaitische genannt wird. Hier gab ihnen Gott die Zehn Gebote; das
Volk gelobte sie zu halten und Gott versprach sein Beschützer nnd Retter
zu sein, so lange es dem Bunde treu bleibe. Es versündigte sich jedoch
mehrmals, deswegen mußte es 40 Jahre in der sinaitischen Halbinsel zu¬
bringen und erlebten nur zwei Männer, Josna nnd Kaleb, den Einzug
in das Land Kanaan, dessen Besitz Gott den Nachkommen Abrahams ver¬
heißen hatte.
§. 32. Nachdem die 40 Jahre der Strafe abgelaufen waren, führte
Moses das Volk auf der Ostseite des todten Meeres durch das Land der
befreundeten Moabiter und Amoniter gegen die Amoriter, besiegte die¬
selben und eroberte alles Land östlich vom Jordan bis zur Wüste, nördlich
bis zum Hermon (Antilibanon). In dieses Gebiet theilten sich die Stämme
Rüben, Gad und der größere Theil von Manasse, deim sie waren
Hirten und fanden hier schöne Weiden.
Nach Moses Tode (1457) folgte Josua als Führer des Volkes,
ibelcher unweit Jericho über den Jordan ging und in das eigentliche Land
Kanaan eindrang. Die Kananiter wohnten in zahlreichen und wohlbe¬
festigten Städten, von denen die größeren eigene Könige hatten, die sich
jedoch zu keinem gemeinschaftlichen Bündnisse gegen die Israeliten vereinigten
und nacheinander unterlagen. Die Israeliten vertheilten das eroberte Land
unter ihre Stämme; jedoch blieben einige Städte und Landschaften noch
längere Zeit frei und wurden erst in späterer Zeit tributpflichtig.
Die Zeit der dichter.
(1432—1101.)
Das Land Palästina.
§. 33. Das Gesammtgebiet der israelitischen Stämme erstreckte
sich von den Quellen des Jordan im Libanon südwärts bis zur Wüste
Pharan, etwa 32 Meilen, ostwärts vom Vorgebirge Karmel bis zum
Gebirge Auranitis (jetzt Hauran), etwa 24 Meilen, so daß die Ober¬
fläche nicht 500 mMeilen einnahm. Es wird durch den Jordan in zwei
ungleiche Hälften, in eine östliche und westliche, getheilt, die beide, Hochflächen
mit tief eingeschnittenen Bachthälern sind. Hauptsitz des israelitischen Volkes
war jedoch das Hochland zwischen dem Jordan und dem Mittelmeere, das