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Alte Geschichte. 3. Periode. Römer.
39. Ende des Brutus und Cassius.
Brutus und Cassius und alte Die, weiche eisrige Freunde
der Republik waren, hatten sich nach Klein-Asien gewendet, Trup¬
pen geworben und wollten gegen die Triumvirn Krieg führen.
Sie fielen deshalb in Griechenland ein. Da soll dem Brutus
ein Gespenst erschienen sein. Als er nämlich einmal des Nachts
in seinem schwacherleuchteten Zelte saß und nicht schlafen konnte,
hörte er ein Geräusch. Er wandte das Gesicht nach dem Ein¬
gänge und erblickte eine riesenmäßige Gestalt, die stumm vor ihm
stand und ihn mit wildem Blicke anftierte. Brutus faßte sich
schnell und fragte: „Bist du ein Gott oder ein Mensch?" —
Mit hohler Stimme antwortete das Ungethüm grinsend: „Ich
bin dein böser Geist, Brutus! Bei Philippi siehst du mich wie¬
der!" Damit verschwand das Gespenst und keiner von der Wache
wollte etwas gesehen haben. Die Unruhe und Aufgeregtheit
seiner Seele machen es wohl erklärlich, daß Brutus eine Erschei¬
nung zu sehen glaubte. Antonius und Octavius gingen über
das adriatische Meer nach Griechenland den Rebellen entgegen,
und bei Philippi, einer kleinen macedonischen Stadt, kam es
(42) zu zwei Treffen, in denen das Schicksal beider Mörder
Cäsars entschieden wurde. Cassius wurde am ersten Schlachttage
geschlagen, gab Alles verloren und ließ sich von einem seiner
sreigelassenen Sklaven den Kopf abhauen. Am zweiten Schlacht¬
tage, 20 Tage später, wurde des Brutus Heer auseinanderge¬
sprengt und er selbst entging kaum der Gefangenschaft. Er hatte
in der Schlacht seine liebsten Freunde neben sich fallen gesehen
und länger zu leben, schien ihm jetzt nicht mehr wünscheuswerth.
Nachdem er noch allen Freunden, die bei ihm waren, freundlich
zum Abschiede die Hand gereicht hatte, stieß er sich sein Schwert
durch das Herz. Die Nacht vorher war ihm, sagte man, das
Gespenst noch einmal, aber ohne zu sprechen, erschienen.
40. Antonius, Octavia und Kleopatra.
Antonius und Octavius (er wird auch Octavian genannt)
sahen jetzt, daß ihnen Lepidus weder mehr nützlich, noch auch ge¬
fährlich sei, und verfuhren daher mit ihm ohne Umstände. Sie
gaben ihm blos den Theil der Nordküste von Afrika, wo jetzt die
Raubstaaten liegen; sie selbst aber theilten sich in das Uebrige
und zwar so, daß der schlaue Octavius Italien und den ganzen