174 Perser und Griechen. Europas Sieg über Asien.
Gebiete und den Küsten und endlich der Hafenstädte am ägeischen und
schwarzen Meere und den beiden Sunden, dem Hellespont und Bosporus.
Durch diese Eroberungen gab er nicht nur dem makedonischen Gebiete
die nochwendige Ausrundung und Festigkeit gegen zukünftige Angriffe,
sondern er vermehrte damit auch seine königliche Macht und sein Ein¬
kommen; denn was er an Land und Leuten gewann, gehörte nach ma¬
kedonischem Rechte dem Könige. Das vermehrte Einkommen erlaubte es
ihm ein stehendes Heer zu halten und sich von dem makedonischen Adel
unabhängiger zu machen. Dieser liebte zwar seinen König, würde jedoch
schwerlich in dessen weitaussehende politische Plane eingegangen sein,
wenn wie in früheren Zeiten von seiner Zustimmung das Zustandekom¬
men eines Feldzugs abhängig geblieben wäre.
Philipp gewinnt Thessalien und Olynth (349 und 348 v. Chr ).
Nach der Ermordung des Tyrannen Alexander von Pherä war
Thessalien der Schauplatz gewaltsamer Unruhen; die drei Mörder des
Tyrannen, Söhne Zasons, gingen den adeligen Stadtaristokraten zu Leibe,
wie es Zason und Alexander, nur auf verschiedene Weise, gethan hatten.
Die Adeligen riefen nun den Philipp von Makedonien zu Hilfe, die
Tyrannen dagegen den Feldherrn der tempelräuberischen Phokäer, Onomarch.
(Vergleiche: der heilige Krieg S. 176.) Nachdem das Kriegsglück in
wenig bedeutenden Gefechten und Treffen einigemal gewechselt hatte,
siegte Philipp endlich in einer Hauptschlacht; 6000 phokäische Söldner
wurden erschlagen, 3000 gefangen und als Tempelräuber ersäuft; Philipp
brachte ganz Thessalien in seine Gewalt, legte in die eroberten Städte
Besatzungen und verstärkte sein Heer mit thessalischen Reitern (349).
Er ließ den aristokratischen Gemeinderepubliken ihre Rechte, kränkte ihre
Einrichtungen nicht und gewann die Liebe des thessalischen Adels voll¬
ständig; denn Philipp trank mit den Rittern, scherzte mit ihnen und trieb
alles, was die Herren selber gern thaten. Nachdem er Thessalien ge¬
sichert, bekriegte er mit allem Ernste die mächtige Stadt Olynth, die
mehr als einen makedonischen König gedemüthigt hatte und ein be¬
trächtliches Gebiet besaß. Die Stadt widerstand; zog sich aber die Be¬
lagerung in die Länge, so mußte Olynth von Griechenland aus Hilfe
erhalten, wenn auch kein Demosthenes in Athen gewesen wäre. Philipp
kämpfte jedoch nicht bloß mit den Waffen, er richtete noch mehr mit
seinem Golde aus. Mit diesem kaufte er zwei vornehme Olynther, La-
sthenes und Euthykrates, daß sie ihm ihre Vaterstadt verriethen. Philipp
zerstörte diese (348) und verkaufte die Einwohner als Sklaven, was ihm
ungeheure Summen einbrachte, mit denen er in allen bedeutenden Städten
Griechenlands Männer besoldete, welche ihm gegen ihr eigenes Vater¬
land zu Dienste waren.