T. Quknctius Cincinnatus.
223
Kriege gegen die Vejenter, Tusker, Aequer
(488—458 v. Chr).
T- Quinctius Cincinnatus.
Veji, kaum sechs Meilen von Rom entfernt, stark befestigt, wohl
gelegen und volkreich, ruhte nie lange und leistete den Römern mehr
Widerstand als später ganz Tuskien. Zu gleicher Zeit regten sich auch
die Aequer und Volsker wieder, die sich durch keine Niederlage und keine
Verwüstung beugen ließen; denn in den altitalischen Städten wohnten
kernhafte Bürger (wie im Mittelalter in den deutschen Städten), welche
es nicht zu ertragen vermochten, daß ihre Stadt einer andern gehorchen
sollte. Während diese hartnäckigen und erbitterten Feinde die Felder der
Römer verwüsteten, war der Hader zwischen den Plebejern und Patri-
ciern, welche die errungenen Rechte der Plebejer gerne wieder zurück¬
genommen hätten, mit solcher Heftigkeit ausgebrochen, daß kein Heer
gegen den Feind ausrückte. Da zogen 406 Männer aus dem edlen
Geschlechts der Fabier, welche auf die Seite der Plebejer getreten waren,
mit 4000 Klienten aus und siedelten sich am Bache Kremera an, um
Roms Landmarken gegen die Raubzüge der Vejenter zu vertheidigen.
In manchen Gefechten siegreich, gewannen sie viel Lob und Beute, aber
das Glück machte sie unvorsichtig; die Feinde trieben geflissentlich eine
Heerde in ihre Nähe, die Fabier fielen rasch aus, geriethen in einen
Hinterhalt und wurden bis auf den letzten Mann erschlagen (477). Ein
Knabe war in Rom zurückgeblieben, sonst wäre das Geschlecht der Fabier
an jenem Unglückstage erloschen. So wurden die Römer von den Vejen-
tern geschädigt, ohne daß sie Rache nehmen konnten.
Auf der andern Seite wurde gegen Aequer und Volsker mit ab¬
wechselndem Glücke gefochten. Je unlieber die Plebejer den Fahnen
folgten und in den Prätoren nicht ihre Feldherren und Führer, sondern
nur Zuchtmeister und ungerechte Patricier sahen, desto schlechter ging es
auch im Kriege. Einmal trieben sie es so weit, daß sie sich geflissentlich
fortjagen ließen. Nun wurde aber auch das römische Kriegsgesetz in seiner
ganzen Strenge vollzogen; die Fahnenträger, die Hauptleute und je der
zehnte Mann aus den feldflüchtigen Kohorten wurden enthauptet!
Bald darauf hielten sich Anführer und Soldaten wieder schlecht
genug, denn ein Heer ließ sich von dem Feinde am Algidus so ein¬
schließen, daß es ohne baldige Hilfe verloren schien. Da erkannte der
Senat die Nothwendigkeit, einen Diktator zu erwählen. Dieser war
T. Quinctius Cincinnatus und der Senat schickte augenblicklich Boten
an ihn ab. Sie fanden ihn auf seinem Ackerfelde, als er eben den Pflug
führte. Nachdem er vernommen, daß sie ihm eine Botschaft von dem