Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

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18 Die ältesten Völker bis zur Gründung der Persermonarchie. 
befruchtenden Einfluß auf die Erde offenbart. Erdbeben, Wasserfluchen, 
Mißwachs, Seuchen u. s. w. beweisen, daß die Ordnung des Himmels 
gestört ist, und diese Störung hat ihre Ursache darin, daß die Ordnung 
im Reiche gelitten hat und der Kaiser von ihr abgewichen ist, was nun 
sein Volk und er mit ihm büßen muß, bis die wohlthätige Ordnung 
des Himmels die Ordnung auf der chinesischen Erde wieder herstellt. 
Von dem Kaiser, dem Vater des ganzen Volkes, kommt diesem also 
alles Heil und Glück wie der einzelnen Familie durch den Familienvater, 
und eben deßwegen ist der unbedingteste Gehorsam gegen den Kaiser 
auch die erste Pflicht des ganzen Volkes. 
Unter dieser Verfassung mögen die Chinesen ihre glücklichen Perio¬ 
den gehabt haben (wie sie auch-wirklich viel von den langen und segens¬ 
reichen Negierungen ihrer alten Kaiser zu erzählen wissen), denn offen¬ 
bar mußte sie die Liebe zu Ackerbau und friedlichem Gewerbe außer¬ 
ordentlich pflegen; doch „die Himmelssöhne" störten die Ordnung oft 
genug und „die Kinder" zeigten sich alsdann nicht minder ausgeartet. 
Da sich aber die Wirkung chinesischer Revolutionen in den Jahrhunder¬ 
ten vor Christus auf China selbst beschrankt, so zählen wir die Reihen 
ihrer Dynastieen nicht auf, und nennen nur die der Tschin von 249—206 
vor Christus, welche dem Reiche seinen heutigen Namen gegeben hat. 
Unter dieser Dynastie wurde die große Mauer gebaut, welche die Nord- 
gränzc gegen die Einfälle der Barbaren schützen sollte, die in zahllosen 
Schwärmen das Hochland Mittelasiens bewohnten und als Hiongnu ein 
mächtiges Reich gründeten. Die große Mauer, eines der größten Werke 
der menschlichen Hand (sie erstreckt sich 300 Meilen weit vom Meer¬ 
busen Rhu Hai bis an das Gebirge Kueulun und den Gebirgssee Si 
Hai oder Westmeer, aus welchen Gegenden die Chinesen herstammen), 
verhinderte aber den Einbruch der Barbaren nicht, der Hiongnu so 
wenig als später der Mongolenhorden, doch ermannten sich die Chine¬ 
sen immer wieder, vertrieben oder unterwarfen die Eindringlinge und 
verfolgten sie weit in das mittelasiatische Hochland. Die letzte einhei¬ 
mische Dynastie, die der Ming, unter welcher China seine größte Aus¬ 
dehnung erreicht hatte, unterlag 1644 den unausgesetzten Angriffen der 
Mandschu, denen die Dynastie der Tsching angehört, welche bis aus die 
neueste Zeit in China herrscht. Dieser tungusische Mamm ist. aber in 
den Chinesen aufgegangen, indem die Eroberer von ver ihnen weit über¬ 
legenen Kultur der Besiegten mehr und mehr annahmen. Der Man¬ 
dschu auf dem Throne in Peking nennt sich Himmelssohn wie seine 
Vorgänger aus den chinesischen Dynastieen, führt dieselbe väterliche 
Sprache und übt denselben unbeschränkten Despotismus. Ein zahlreicher 
Beamtenftand, in neun Rangstufen gesondert, durch Knöpfe und Federn 
ausgezeichnet, wacht über den Vollzug der unzähligen Gesetze und Ver-
	        
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