Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

110 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
die Ungarn während seiner Lebenszeit nicht mehr nach Deutschland 
kamen. Diesen Sieg ließ er in seinem Schlosse malen, und durste sich 
dessen recht wohl freuen. Der treffliche König starb aber schon am 
2. Juli 936, in seinem sechszigsten Lebensjahre. Bereits im Anfänge 
des Jahres hatte er für seine Nachfolge Sorge getragen und seinen 
Sohn Otto auf einer Fürstenversammlung zu Erfurt als Nachfolger 
anerkennen lassen. 
Achtes Kapitel. 
Otto I., der Große (936-973). 
Er war bei seiner Krönung noch ein Jüngling, allein das Volk 
bemerkte den festen Blick seiner Augen und seine kräftige Haltung und 
meinte, der junge König sei zum Herrschen geboren. In Aachen wurde 
er gekrönt, in der Stadt Karls des Gr.; bei dieser Krönung versahen 
die vier Herzoge (von Alemannien, Lothringen, Bayern, Franken) die 
sogenannten Erzämter. (Eine altdeutsche Sitte, daß vornehme Herren 
ihren Gebieter bedienten, worüber sich die alten Römer sehr wunderten, 
bei denen nur Sklaven solche Dienste versahen.) 
Der König kam bald in den Fall, seine Kraft zu erproben; seine 
beiden Brüder Thankmar und Heinrich rebellierten und zwangen ihn 
Waffengewalt anzuwenden. Heinrich unterwarf sich bei Zeiten, Thank¬ 
mar aber wurde getödtet und eine Schaar Ungarn, welche die Brüder 
zu Hilfe gerufen hatten, in der Nähe von Wolfenbüttel vernichtet (938). 
Hierauf wandte sich Otto I. gegen Herzog Eberhard von Bayern, den Sohn 
Arnulfs, der ohne königliche Belehnung Herzog sein wollte. Otto setzte 
ihn ab und dafür Arnulfs Bruder, Berthold, ein, und als dieser starb, 
verlieh er Bayern seinem eigenen Bruder Heinrich. Der Herzog Gisel¬ 
bert von Lothringen nahm wieder die Verbindung mit Frankreich auf 
und rief mit dem Frankenherzoge Eberhard die Hilfe Frankreichs an; 
auch des Königs Bruder Heinrich war dieser Verschwörung nicht fremd. 
Otto gerieth in große Verlegenheit, weil seine Mannschaft der feind¬ 
lichen der Zahl nach bei weitem nachstand; doch sein Glück und die 
Tapferkeit der Schwaben verschafften ihm bei Andernach einen uner¬ 
warteten Sieg; Eberhard fiel im Treffen, Giselbert ertrank in dem 
Rheine (939) und der König verlieh Lothringen seinem Schwiegersöhne 
Konrad, dem Grafen von «Worms, der auch Franken verwaltete. Der 
Herzog Hermann von Schwaben war dem Könige immer treu; mit 
dessen Erbtochter vermählte Otto seinen Sohn Ludolf und machte diesen 
nach Hermanns Tode 948 zum Herzoge von Schwaben.
	        
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