Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

112 Das heilige römische Reich deutscher Nation. 
Zeit, in welcher sie über Nom und den päpstlichen Stuhl geboten, durch 
den Namen des „Metzenregiments" gebrandmarkt ist. Marozia, welche 
die Engelsburg in ihrer Gewalt hatte, ließ Papst Johannes X., der ihr 
keineswegs blind gehorchen wollte, in den Kerker werfen und wahrscheinlich 
umbringen (928); seine beiden Nachfolger starben schnell nach einander, 
wahrscheinlich durch den Frevel der Marozia, welche hierauf ihren Sohn 
erster Ehe als Johann XI. auf den päpstlichen Stuhl erhob (931). 
Als ihr zweiter Mann, Guido, Sohn Adelberts von Tuscien, demnach 
ihr Stiefbruder, gestorben war, vermählte sie sich mit dem Könige Hugo, 
der sich auf diesem Wege Noms zu bemeistern hoffte. Allein Marozias 
anderer Sohn, Alberich der jüngere von Kamerino, ließ sich die Herr¬ 
schaft von seinem Stiefvater nicht entreißen, sondern vertrieb ihn aus Nom 
und Mittelitalien und hielt seine Mutter sammt dem Papste gefangen. 
Hugo heirathete später Rudolfs II. Wittwe Bertha, vermählte ihre Tochter 
mit seinem Sohne und Mitregenten Lothar, bemächtigte sich Tusciens 
und vertrieb den Berengar von Jvrea nach Deutschland. Als er aber 
auch mit den Bisthümern nach Willkür schaltete und sie mit Verwandten 
und Günstlingen besetzte, bildete sich eine mächtige Verbindung geistlicher 
und weltlicher Großen gegen ihn. Es gelang ihm zwar den von ihnen 
gerufenen Herzog Arnulf von Bayern zurückzutreiben, aber 946 wurde 
er selbst zur Heimkehr nach Arles genöthigt und Berengar von Jvrea an 
die Spitze gestellt, welcher nach Lothars (850) sehr verdächtigem Tode 
den Königstitel annahm und Adelheid, Lothars Wittwe, zur Heirath mit 
seinem Sohne Adelbert zwingen wollte. Als die Frau sich weigerte, 
sperrte er sie in ein Schloß am Gardasee; aber ein Priester erspähte 
ihren Aufenthalt und verhalf ihr zur Flucht. Auf der Burg Kanossa, 
die dem Bischof von Reggio gehörte, fand sie eine sichere Zufluchtsstätte, 
und schickte von dort an Otto, der Wittwer war, Botschaft und Ring 
nebst einer Einladung nach Oberitalien, wohin er auch von dem Bischof 
von Mailand und anderen Gegnern Berengars gerufen wurde. Otto 
zögerte nicht, sondern erschien 951 mit Heeresmacht in Italien, wo 
ihm Berengar keinen Widerstand leistete, vielmehr sich in seine Alpen¬ 
schlösser zurückzog; später kam er jedoch mit seinem Sohne nach Deutsch¬ 
land und huldigte dem König, indem er auf eine günstige Gelegenheit 
zum Abfalle wartete. 
Die Ungarnschlacht aus dem Lechfelde (10. August 955). 
Die neue Königin Adelheid gewann auf Otto großen Einfluß und 
auf sie des Königs Bruder, der schöne, freundliche, blonde Heinrich, 
der sich gleich anfangs gegen Otto empört hatte, und seitdem seinen 
königlichen Bruder, den heftigen rothbärtigen Otto, wie ein böser Ge-
	        
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