Die fränkischen (salischen) Kaiser. Konrad II.
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Neuntes Kapitel.
Die fränkischen (salischen) Kaiser.
Konrad H. (1024-1039).
Die Großen aller zum deutschen Reiche gehörigen Stämme, von
ihren edlen Dienstmannen begleitet, kamen noch im Herbste des Jahres
1024 in der Rheinebene zu Kamp, Oppenheim gegenüber, zusammen
und erwählten den fränkischen Grafen Konrad zum Könige, der von
den Grafen des Worms- und Speyergaues abstammte; er ist der erste
deutsche König, der durch eine förmliche Wahl auf den Thron kam.
Er war ein kluger, tapferer Mann, der den Namen Mehrer des Reichs
(wie man das lateinische semper Augustus übersetzte) wirklich ver¬
diente; zugleich bemerkt man bei ihm unausgesetztes Bestreben, die Kai¬
sermacht im Gegensätze zu den großen Herren zu heben und die nie¬
deren Stände gegen letztere zu begünstigen. Er vereinigte Burgund mit
Deutschland, was schon die Ottonen und Heinrich II. zu thun beabsichtigt
hatten. Der kinderlose König Rudolf HI. von Burgund, ein schwacher
Mann, besaß nicht den Muth, bei Lebzeiten seinen Nachfolger durch Adop¬
tion zu bestimmen, denn er fürchtete den mächtigen Konrad, der die burgun-
dische Prinzessin Gisela, die Wittwe Ernfts von Babenberg-Oesterreich,
geheirathet hatte. Die Burgunder selbst wären lieber eine unabhängige
Nation geblieben; sie unterstützten daher die Ansprüche des Grafen
Odo von der Champagne, welcher der Sohn von Giselas älterer Schwe¬
ster war. Als Rudolf HI. im Jahre 1032 starb, war Konrad eben mit
dem polnischen Kriege beschäftigt und Odo bemächtigte sich alles Landes
bis Neuenburg und Murten; im folgenden Jahre aber erschien Konrad
mit solcher Macht, daß Odo seine Eroberungen räumte und die burgun-
dischen Großen den deutschen König als ihren Herrn anerkannten, so
jedoch, daß Burgund bei seinen alten Rechten und Gewohnheiten blieb,
und Konrad sich zum König von Burgund krönen lassen mußte. Einen
wiederholten Versuch zur Eroberung Burgunds bezahlten Odo und 7000
Franzosen mit dem Tod auf dem Schlachtfelde. Konrad fand jedoch einen
Nebenbuhler um Burgund in seiner eigenen Familie, den Herzog Ernst
von Schwaben, Sohn Giselas aus ihrer ersten Ehe; dieser glaubte, die
Ansprüche seiner Mutter auf Burgund gingen auf ihn über und nicht
auf seinen Stiefvater. Er verbündete sich mit dem unzufriedenen Vetter
des Königs, Konrad von Franken, mit dem Grafen Welf, dem Herzog
Friedrich von Lothringen und anderen Großen gegen den König. Als
dieser in Ulm tagte, erschien Ernst mit vielen seiner Lehenömannen und
bot dem König offen Trotz; allein er hatte sich in den Schwaben ver-