Full text: Geschichte des Alterthums für Mittelschulen und zum Selbstunterricht ([Theil] 1)

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Deutschland und Italien sinken. 
Thüringen und Hessen zu Stande brachte. Die Städte erholten sich 
von dieser Niederlage nie mehr; sie wurden kriegsscheu und hatten die 
Erhaltung ihrer Neichsfreiheit mehr den Umständen und der gegenseiti¬ 
gen Eifersucht der Herren als sich selbst zu verdanken. 
Ruprecht (1400-1410). 
Dieser wurde auf dem Fürstentage zu Oberlahnstein gewählt, auf 
welchem Wenzel nicht erschien, obwohl man ihm mit Absetzung drohte. 
Das Reich hätte allerdings einen Otto I. oder Heinrich HI. brauchen 
können, und die Kirche nicht minder, die um diese Zeit zwei Päpste 
sah, den. einen in Rom, den andern in Avignon; Ruprecht war wohl 
tapfer und klug, aber für die Kaiserrolle hatte er eine bei weitem 
nicht zulängliche Hausmacht. Er unternahm alsbald einen Römerzug; 
allein schon in Oberitalien ging ihm das Geld aus, die Viskonti in Mai¬ 
land waren auf Wenzels Seite (denn Wenzel hatte den Galeazzo Vis¬ 
konti für eine hübsche Summe zum Herzoge von Mailand und zum 
Grafen von Pavia ernannt) und Ruprecht kam mit Spott und Schande 
bedeckt wieder heim (1402). Als er nun in Deutschland als König auf- 
treten wollte, schloß sein Gegner, der Erzbischof von Mainz, mit Baden, 
Wirtenberg, Bayern und siebenzehn Städten den Marbacher Bund, und 
als Ruprecht den Mainzer doch bedrohte, stellte sich dieser unter den 
Schutz Frankreichs. Ruprecht starb 1410, 18. Mai. 
Siebentes Kapitel. 
Sigismund (1410-1437). 
Einige Fürsten beharrten auch jetzt noch auf Wenzels Absetzung, 
darunter sein Bruder Sigismund, durch Heirath König von Ungarn, 
und sein Vetter, Jodok von Mähren, welcher Brandenburg pfandweise 
von Sigismund inne hatte. Trier, Pfalz und Brandenburg (d. h. Si¬ 
gismund) wählten am 20. September Sigismund zum König, Mainz, 
Sachsen, Brandenburg (d. h. Jodok, als Pfandinhaber von Branden¬ 
burg) und Böhmen (d. h. Wenzel, der sich einen deutschen König ge¬ 
fallen ließ und sich nur das römische Kaiserthum vorbehielt) wählten 
einige Tage darauf Jodok, so daß das hl. römische Reich drei Könige 
hatte. Jodok starb jedoch schon den 8. Januar 1411, worauf Sigis¬ 
mund sich im Juli noch einmal wählen ließ; Wenzel ließ ihn als König 
gelten und blieb römischer Kaiser.
	        
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