Die osmanischen Türken.
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losgeschossen werden konnten, jedoch durch ihre ungeheuren Kugeln (die
größte Kanone schoß zehn Centner) ersetzten, was dem Feuer an Schnel¬
ligkeit abging. Ueberdies bemächtigte er sich des Hafens, den die Grie¬
chen durch ungeheure Ketten geschlossen hatten, indem er bei Nacht über
200 Schiffe auf Walzen um Galata herum in den Hafen schaffte und
Konstantinopel auch von dieser Seite bestürmte. Nach 50tägiger Bela¬
gerung stürzte ein Theil der Mauer ein, zum Unglücke in den Graben
und füllte ihn aus. Am 53sten Tage der Belagerung, am 29. Mai
1453, ordnete der Sultan einen allgemeinen Sturm an; er überließ
seinen Soldaten alles in der Stadt und behielt sich nur die Gebäude
vor. Die türkischen Massen stürzten sich auf die Bresche und verschie¬
dene Thore; kein Wurf und kein Schuß von Seite der Griechen konnte
fehlen, allein der Feinde waren zu viel, und der Sultan ließ die Wei¬
chenden durch Peitschenhiebe und Keulenschläge zum Sturme zurücktrei¬
ben. Nach mehrstündigem Kampfe ermatteten die Griechen, und der
verwundete Genuese Giustiniani, der den Feind mehrmals zurückgetrie¬
ben hatte, floh verzweifelnd nach Galata. Jetzt erst führte der Sultan
seine Janitscharen zum Angriffe; sie drangen an mehreren Stellen zu¬
gleich über die Mauer, ihre Säbel hieben Bahn; Konstantin fiel im
Kampfe, und in die Stadt hinein scholl nun der Ruf der Türken: Kon¬
stantinopel ist unser! Diese drangen mordend in die Stadt, denn sie
glaubten, es mit viel mehr Bewaffneten zu thun zu haben, und erwar¬
teten in der Stadt selbst einen verzweifelten Widerstand. Erft als sie
ihres Jrrthums gewahr wurden, hielten sie mit dem Morden inne und
machten so viele Gefangene als jeder konnte; die Einwohner erfuhren
nun alle Gräuel, welche Sklaverei und thierische Wollust bereiten; etwa
400,000 Menschen mögen damals den Türken in die Hände gefallen
sein. Die Sophienkirche, Kaiser Justinians Denkmal, wurde zur Mo¬
schee; die Glocken der christlichen Kirchen lieferten das Material zu
türkischen Kanonen. Doch kaufte der Sultan viele Gefangene seinen
Soldaten ab und siedelte sie in Konstantinopel an, denn er brauchte
Künstler und Handwerker, nicht bloß Krieger und Räuber, wie seine
Türken waren; darum gestattete er auch den Griechen unter Beschrän¬
kungen die Ausübung ihres Kultus, setzte ihnen einen Patriarchen und
gab ihnen bürgerliche Rechte. Mohammed baute auch zwei feste Schlös¬
ser, eines auf jedes Ufer des Hellesponts (die alten Dardanellen), um
feindlichen Flotten den Weg nach Konstantinopel zu sperren. Er rü¬
stete sich zu Wasser und Land gegen die Christenheit und bedrohte zunächst
Ungarn, wo ihm aber Johannes Hunyades erfolgreichen Widerstand
leistete. Belgrad war damals Ungarns Vormauer; dieses stürmte Mo¬
hammed am 21. Juli 1456 mit rasender Anstrengung, indem er unauff
hörlich frische Mannschaft zum Angriffe führte. Die untere Festung war